Haben Bio-Lebensmittel wirklich mit Vertrauen zu tun? (Kommentar)

Bio Lebensmittel haben Hochkonjunktur und der Trend zeigt weiterhin steil nach oben. Alle Produkte, auf denen „bio“ steht, verkaufen sich derzeit wie geschnitten Brot. Gefühlt finden sich auf immer mehr Produkt irgendein Bio-Siegel – welches auch immer. An dieser Entwicklung zeigt sich ganz deutlich, dass der Verbraucher langsam umdenkt. Die Qualität der Lebensmittel und das Vertrauen zum Hersteller und dessen Zutaten werden immer wichtiger.

Bio ist Vertrauen

Alle Lebensmittel auf denen „bio“ steht sind gut. Bio-Siegel stehen für Qualität oder zumindest irgendwelche gesetzlichen Mindeststandards, welche andere konventionelle Lebensmittel nicht erfüllen können. Diese Botschaft ist mittlerweile bei den meisten Verbrauchern angekommen und entsprechende Produkte werden gerne angenommen.

Es wäre schön, aber ganz so einfach ist das natürlich nicht. Es gibt natürlich Einkaufsstätten, denen vertrauen wir bei Öko-Erzeugnissen mehr als anderen. Ganz vorne auf der Vertrauensrangliste stehen für die meisten Bio-Verbraucher noch immer die Hofläden, bei denen die Waren direkt vom Erzeuger kommen. Bei immerhin 74% stehen diese noch für Qualität und Sicherheit, wenn es um Bio-Qualtität geht. Entsprechend bedenkenlos kaufen wir dort auch ein.

Selbst der Bioladen um die Ecke oder Biosupermärkte erhalten nicht dasselbe Vertrauen von den Konsumenten. Dass hier bei Biowaren alles mit rechten Dingen zugeht, glauben aber immerhin noch zwei Drittel von uns. Beim Wochenmarkt sind es noch sechs von zehn Menschen.

Am wenigsten Vertrauen in Bezug auf Bio-Lebensmitteln bekommen Supermärkte und Discounter. Die Hälfte der Kunden sehen die Bio-Waren dort eher skeptisch.

Vertrauen darf seinen Preis haben

In der Einkaufstätte unseres Vertrauen sind wir gerne bereit etwas mehr zu zahlen. Bei der passenden Qualität zeigt sich also, dass seinen Preis haben darf. Entsprechend zeigen Preisumfragen, dass 1kg Bio-Bananen im Hofladen 2,19€ kosten dürfen, im Supermarkt Kunden durchschnittlich aber nur maximal 1,82€ bereit sind auszugeben und beim Discounter dürfen es dann nur noch 1,64€ sein. Das Bananen im Hofladen nur sehr unwahrscheinlich aus alternativen Bezugsquellen kommen können, scheint dabei eine Nebensächlichkeit zu sein.

Wo kaufen wir Bio?

Nach den bisherigen Erkenntnissen müsste es eigentlich klar sein, woher wir unsere ökologischen Erzeugnisse beziehen. Aus dem kleinen Hofladen, dem wir vertrauen, oder etwa nicht?

Die Realität sieht jedoch ganz anders aus. Wenn es um den tatsächlichen Konsum geht, gewinnt die Bequemlichkeit. Wenn wir Bio-Lebensmittel einkaufen wollen, dann gehen wir bevorzugt in den Supermarkt (39%), gefolgt vom Discounter (20%). Erst mit deutlichem Abstand (je 9%) sind Bioläden oder Biosupermärkte bei ökologischen Erzeugnissen unsere erste Wahl. Direkt beim Erzeuger auf den Wochenmärkten sind noch weniger anzutreffen. Gerade mal 6% kaufen dort regelmäßig ihre Öko-Erzeugnisse ein.

Eigentlich seltsam, oder? Ach ja, 10% von uns kaufen überhaupt keine Bio-Produkte.

Unterschied zwischen Bio und Bio

Mittlerweile gibt es unzählige Bio-Siegel. Alle wurden für den Zweck erschaffen, um Vertrauen bei den Kunden zu erwecken. Wirklich bekannt sind von der Unmenge aber nur sehr wenige.

Immerhin unser deutsches, nationales, sechseckiges Bio-Siegel kennt fast jeder. Kompliment, 94% von uns können damit was anfangen, auch wenn wahrscheinlich die Wenigsten wissen was wirklich dahinter steckt.

Mit etwas Abstand bei der Bekanntheit folgen dann alternative Bio-Siegel von diversen Bio-Anbauverbänden:

Etwas verwunderlich ist da dann schon, dass unser offizielles EU-Bio-Siegel eher unbekannt ist. Gerade einmal 39% könnten das zuordnen… es geht dabei um das mit den zwölf kleinen Sternen – wie auch auf der EU-Fahne. Nur das auf dem Bio-Siegel ein geschwungenes Blatt und kein Kreis geformt wird und der Hintergrund grün und nicht blau ist.

Was wir uns wirklich wünschen

Einkaufen ist heute leider nicht mehr so einfach wie früher. Damals konnte man noch alles bedenkenlos in den Einkaufswagen packen, entweder weil vieles, das unser Vertrauen erschüttern konnte nicht bekannt war, oder… naja, wir haben eben einfach eingekauft.

Das Wissen um die ganzen Lebensmittelskandale macht uns skeptisch. Wir würden uns wünschen, dass auf den ersten Blick erkennbar ist, ob dieses Produkt wirklich unsere Maßstäbe erfüllt oder nicht:

  • kommt das Produkt aus der Region (81%)
  • habe ich hier Bio-Qualität (79%)
  • wurde das Produkt fair gehandelt (76%)
  • aus welcher Haltungsform stammen tierische Produkte (79%)
  • ist hier Gentechnik mit im Spiel (79%)

Wäre es nicht wunderbar, wenn alle diese Angaben direkt und für jeden ersichtlich wären? Wir könnten wieder einfach einkaufen, so wie früher! Jeder kann frei entschieden mit welchen Kriterien er leben möchte…

…oder wären wir uns sicher, dass wir auch diesen Angaben dann nur bedingt vertrauen könnten?

Letztes Update vom

2 Kommentare


  1. Als Heilpraktiker rate ich meinen Patienten und in meinen Blogartikeln immer zu Bio. Ja, es mag mal Skandale geben. Doch wenn die Verbraucher wüssten, was im Fleisch und Gemüse für ein Gift drin ist und was diese Gifte anstellen, würden sie vermutlich anders wählen..
    kallmeyer-naturheilpraxis.de/wozu-bio-vorteile-pestizide-naehrstoffe/


  2. Danke für die hilfreiche Seite. Meine Freundin ist sehr von Bio Sachen begeistert, so dass ich sie jedesmal förmlich aus dem Bioladen ziehen muss. Nun habe ich mich auch mal erkundigt und denke, dass ich in der Zukunft etwas häufiger in einen Bioladen gehe werde, da mir die Produkte zusagen. Gut das man im Internet genug darüber finden kann.

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