Nachhaltigkeit bei Lebensmitteln – so denken Handel und Industrie

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Der Begriff Nachhaltigkeit kommt ursprünglich aus der Forstwirtschaft. Damit wird der verantwortungsbewusste Umgang mit unseren Ressourcen verbunden. Es darf eben nur so viel Waldbestand geschlagen werden, wie auch wieder nachwächst. Durch dessen positives Image, hat sich dieser Begriff mittlerweile in vielen weiteren anderen Branchen etabliert – wenn er auch häufig etwas inflationär gebraucht wird.

Für die Lebensmittelwirtschaft sollte nachhaltiges Handeln zu einer Selbstverständlichkeit werden. Der verantwortungsvolle Umgang mit Wasser, Boden, Luft und Leben sollte hier deutlich mehr zu tragen kommen, als in den meisten anderen Wirtschaftszweigen. Der derzeit stattfindende Raubbau, da sind sich Experten einig, hat seine Grenzen und wird zu Auswirkungen führen, welche wir nur schwer einschätzen können.

Der Lebensmittelhandel und die Lebensmittelindustrie setzen sich selbstverständlich auch heute schon mit dem Thema der Nachhaltigkeit auseinander. Allerdings sind sie sich nicht immer ganz einig, wie eine Onlineumfrage seitens des Zentrums für nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/ Herdecke und der Lebensmittel Zeitung feststellt. Im Rahmen dessen wurden 347 Vertreter aus den beiden Bereichen, dem Handel und der Konsumgüterindustrie, befragt. Bei den Ergebnissen der Umfrage ist es wichtig vorwegzunehmen, dass es sich hierbei einerseits um eine Selbsteinschätzung und andererseits einer Bewertung des jeweils anderen teils der Branchen handelt.

Handel attestiert Industrie Lücken bei der Nachhaltigkeit

Nicht gerade selten stellt sich das Phänomen ein, dass sich eine Selbsteinschätzung nicht ganz mit den Ansichten anderer Marktteilnehmer der selben Branche deckt. Dies ist in der Lebensmittelbranche nicht anders. Als Auslöser dafür kann die häufig mangelnde Transparenz gesehen werden.

Betrachten wir zuerst die Antworten der Konsumgüterindustrie. Hier zeigt sich ein sehr einheitliches Bild. Sowohl sich selbst, als auch dem Handel werden aus Sicht der Industrie recht gute Noten bescheinigt. Nach deren Einschätzung ist auf beiden Seiten bei 6 von 10 Unternehmen der Nachhaltigkeitsgedanke „eher stark“ oder sogar „sehr stark“ ausgeprägt.

Der Handel schätzt die Situation deutlich schlechter ein, zumindest bei der Lebensmittelproduktion. Seine Selbsteinschätzung gleicht zwar in etwa der der Lebensmittelindustrie. Allerdings attestieren er weniger 4 von 10 Betrieben größere Bemühungen im Bereich der Nachhaltigkeit. Der maßgebliche Grund dafür liegt auf der Hand und bestätigt die Ansicht vieler Konsumenten. Die Händler fühlen sich nur unzureichend über die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Hersteller und Lieferanten informiert.

Dabei kann gerade aus Seite der Hersteller eine nachhaltige Produktion zum Wettbewerbsvorteil werden. Denn – und hier sind sich beide Seiten wieder einig – der Konsument achtet immer bewusster auf das, was er kauft. Er bevorzugt somit lieber einen Anbieter, der sich durch überzeugende Aktivitäten ein nachhaltiges Image aufgebaut hat.

Was verhindert Nachhaltigkeitsaktivitäten bei Handel und Industrie?

Dass es bei der Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens noch Lücken in der gesamten Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln gibt, dass ist beiden Seiten bewusst. Interessant ist hier deren Einschätzung, warum Nachhaltigkeit nicht flächendeckend gelebt wird. Immerhin geht es um unsere wichtigsten Ressourcen und damit unsere Zukunft.

  • Wie zu erwarten spielen die Kosten bei einigen eine maßgebliche Rolle. Nachhaltigkeitsaktivitäten umzusetzen ist teurer als Raubbau mit unserer Natur. Diese Kosten treten schließlich nicht nur einmalig auf, sondern verteuern die Produktion dauerhaft. (Anzahl derjenigen, welche diese Einschätzung teilen: Industrie: 34%; Handel: 28%)
  • Bemühungen für den Umweltschutz werden nicht immer sofort sichtbar. Das macht es für Unternehmen oft schwierig die Wirksamkeit ihrer Maßnahmen auch messbar zu machen. (Industrie: 31%; Handel: 35%)
  • Lebensmittelhersteller und Handel sind sich einig, dass ein nachhaltiges Image vorteilhaft ist. Fragt man jedoch genauer nach, dann scheint dieser Punkt wieder in den Hintergrund zu geraten. So wird trotzdem von einigen Marktteilnehmern ein mangelndes Kundeninteresse an nachhaltigen Produkten gesehen. (Industrie: 28%; Handel: 32%)
  • Mit der eingangs erwähnten Kostensteigerung für nachhaltige Produkte fürchten auch manche Betriebe eine geringere Rentabilität. (Industrie: 28%; Handel; 31%)

Trotz dieser Stolpersteine, welche sich Händler und Hersteller attestieren, bleibt die Hoffnung, dass zukünftig mehr Investitionen in Nachhaltigkeitaktivitiäten auf beiden Seiten getätigt werden. Denn auf der Führungsebene sehen die meisten Unternehmensvertreter mit der Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens eine direkte Verbindung mit ihrem eigenen Wettbewerbsvorteil…

…die Hoffnung stirbt bekanntlich immer zuletzt!

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2 Kommentare


  1. Ich bin für frisches Obst, Gemüse, Fleisch usw. das aus der Umgebung ist. Egal ob es ein wenig mehr kostet. Der Mensch gibt täglich sinnlos Geld aus. Warum dann nicht für qualitative Nahrung?

Wie denkst du darüber?

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