Pulsuhr zum Training – macht das wirklich Sinn?

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Immer mehr Freizeitsportler nutzen eine Pulsuhr zum Training. Egal ob beim Laufen, Walken, Radfahren oder Schwimmen, die Pulsuhr ist immer dabei. Laut herrschender Meinung bietet ein Training im idealen Pulsbereich den besten Erfolg. Das es sich hier um sportliche Erkenntnisse aus den 1970er handelt, die schon lange überholt sind, wissen aber die wenigsten.

Die Pulsuhr garantiert mir ein Training in der idealen Herzfrequenz. Geht der Puls hoch lauf ich etwas langsamer und geht er wieder runter muss ich mehr Gas geben. Seit Jahrzehten trainieren zunehmend mehr Hobbysportler nach ihrer idealen Herzfrequenz. Denn wer die besten Trainingserfolge erzielen will oder schnell Fett verbrennen will muss dem dafür passenden Puls folgen. Wer zu schnell läuft oder schwimmt wird durch ein akustisches Signal gewarnt, doch bitte etwas langsamer zu machen. Zu hohe Belastung ist ja eh ungesund, so die herrschende Meinung.

Was aber die Wenigsten wissen ist, dass diese Lehre schon lange veraltet ist. Viel wichtiger als der Puls ist das eigene Körpergefühl. Aber das kann und muss man üben. Dafür gibt es keine Uhr.

Die Pulsuhr erobert den Sport

1983 wurde die Pulsuhr von einem Finnen erfunden. Seither erobert sie alle Ecken und Ebenen des Sports. Angefangen hat die Revolution im Leistungssport. Diese Bewegung ist aber sehr schnell bis zur Basis der Freizeitsportler vorgedrungen. Auch heute gehen immer weniger Hobbysportler nicht mehr ohne ihre Pulsuhr aus dem Haus. Die vermeintlichen Vorteile eines pulsorientierten Trainings sind allerdings aus den 1970ern. Hier galt die Devise, dass es weniger auf die Geschwindigkeit ankommt. Im Vordergrund stand die Zeit und die zurückgelegte Strecke.

Heute wissen wir, wer wirklichen Trainingserfolg haben will braucht auch Belastungsspitzen. Der Trend geht vielmehr zur Leistungsmessung, also die vom Körper geleistete Wattzahl. Das bestätigt auch Christian Manunzino von der Sporthochschule in Köln: „ Das heute moderne Hochintensitätstraining (HIT) lässt sich mit einer Pulsmessung nicht zuverlässig steuern.“

Watt und Körpergefühl schlägt die Pulsuhr

Wo im Radsport bei den Profis die Leistungsmessung (Watt) schon Standard ist, gestaltet sich das bei anderen Sportarten schwieriger. So ist es beim Laufen und Schwimmen, wo wir keine technischen Hilfsmittel zur Fortbewegung nutzen nicht so einfach die Wattzahl zu messen. Hier orientiert man sich weiterhin an der Geschwindigkeit.

Nach heutigen Erkenntnissen ist das Intervalltraining am effektivsten um den Laktatstoffwechsel zu verbessern. Ideal ist hier eine Abfolge von Anspannung und Entspannung. So werden die besten Erfolge erzielt, wenn der Sportler drei bis zehn mal möglichst schnell Läuft, Schwimmt oder in die Pedale tritt und sich danach wieder kurz (etwa 30 Sekunden) erholt.

Um auf sein eigenes Körpergefühl zu hören muss aber erst trainiert werden. Dabei kann eine Pulsuhr schon helfen – später ist sie oft eher hinderlich. Wo soll auch der Sinn liegen bei jeder kleinen Steigung Tempo aus dem Training zu nehmen nur weil die Pulsuhr warnt?

Leistungsspitzen beim Training erwünscht

Die Pulsuhr ist aber keineswegs out. Sogar Profisportler lassen sie bei ihren Trainingseinheiten immer noch gerne mitlaufen. Sie werten die Daten danach am Computer aus und können so auf wichtig Erkenntnisse schließen. So lässt sich erkennen, ob der Sportler jetzt bei gleichem Puls schneller laufen kann, oder bei gleicher Geschwindigkeit einen niedrigeren Puls hat.

Die allgemeine Angst vor einer Überlastung des Körpers ist Unsinn. Studien zeigen, dass extreme Kraft- und Kreislaufbelastungen nicht einmal bei Kindern schädlich sind. Hier ist eine gute körperliche Gesundheit vorausgesetzt. Jedem, der gerne sein Limit testet, ist auf jeden Fall vorher zu einer sportmedizinischen Untersuchung zu raten.

Geübte Athleten sollten sich gänzlich auf ihr Körpergefühl verlassen. Damit können sie am ehesten das richtige Maß zwischen Belastung und Entspannung abschätzen. Denn auch dauerhafte Überlastung macht nicht stärker, sondern eher schwächer, wenn nicht sogar krank. Keinesfalls sollte man sich aber auf technische Hilfsmittel verlassen. Das eigene Körpergefühl ist immer noch der beste Ratgeber.

Das sagt uns auch eine alte Messtechniker Weisheit: Wer misst, misst Mist!

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