foodsharing feiert fünfjähriges Bestehen

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Am 12. Dezember 2012 ging die Internet-Plattform foodsharing.de online. Dies ist ein Anlass zum Feiern: Damals begann der Siegeszug einer hervorragenden Idee.

Der Filmemacher Valentin Thurn hatte 2011 mit seiner Dokumentation „Taste the Waste“ für Furore gesorgt: Das Ausmaß der globalen Lebensmittelverschwendung war in beeindruckenden Bildern festgehalten worden, viele Preise folgten. Er beließ es aber nicht dabei, sondern beschloss, auch jenseits der Leinwand etwas gegen das Problem zu tun. Mit einigen Mitstreitern in Köln war bald die Idee zu einem Online-Netzwerk geboren, das die unkomplizierte Weitergabe von nicht benötigten Lebensmitteln ermöglichen sollte.

Zunächst war die kleine Plattform also ein Tool, mit dem Menschen virtuelle Essenskörbe verteilen konnten: So wurden von anderen verzehrt, was zuvor verdarb. Uns fällt nicht auf, wieviel wir wegwerfen und verschwenden, denn es sind immer nur kleine Portionen, die sich summieren. So entsteht ein bedeutender Anteil des Lebensmittelmülls in Privathaushalten.

In Betrieben natürlich auch, hier werden genießbare Lebensmittel durch Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, ungünstige Saison oder Wechsel des Sortiments aussortiert. Etwa parallel zu den Kölnern startete Raphael Fellmer in Berlin eine Initiative mit demselben Ziel, aber anderen Methoden: Er vereinbarte mit der Supermarktkette BioCompany, aussortierte Waren kostenlos abholen und ggf. weiter verteilen zu dürfen. Dieses Beispiel machte Schule, weitere Kooperationen folgten. Bald schon schlossen sich die beiden Gruppen zusammen, 2014 fusionierten sie auch formal.

Foodsharing

Quelle: foodsharing.de

Die dezentrale Organisation machte es schnell vielen Menschen möglich, in Ortsgruppen selbst aktiv zu werden. So entstand innerhalb von nur fünf Jahren ein Netzwerk, in dem mittlerweile über 32.000 so genannte Foodsaver aktiv sind; es wurden bisher über 12.000 Tonnen Lebensmittel vor dem Müll gerettet. Das gemeinsame Ziel hat dabei eine heterogene Community geschaffen, deren Mitglieder alle Lebensstile unserer Gesellschaft abbilden, von Selbstversorgern in alternativen Wohnprojekten bis hin zu sehr bürgerlich lebenden Menschen. Somit ist der Erfolg von foodsharing auch ein Paradebeispiel dafür, wie man sinnvoll und eigenverantwortlich zur Lösung eines globalen Problems beitragen kann: Methoden werden durch eine Internet-Plattform allen Menschen zur Verfügung gestellt, die sich so schnell und direkt einbringen können.

Natürlich haben all diese Dinge Schattenseiten. Man kann argumentieren, das die beteiligten Kooperationspartner Greenwashing betreiben. Denn hier werden nicht die Strukturen der Industrie bekämpft, sondern die Symptome gemindert. Supermärkte lassen bis zu Betriebsschluss die Regale mit Frischware gefüllt, es ist immer ein Überangebot vorhanden, um jede Nachfrage zu befriedigen. Produkte werden schon vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums aussortiert… Aber man kann nicht alle Symptome eines kranken Systems denjenigen vorwerfen, die etwas dagegen tun.

foodsharing betreibt schließlich auch Bildungsarbeit, Aufklärung und fordert entsprechende Gesetze wie bei der Kampagne „Leere Tonne – Wegwerfstopp für Supermärkte“, dem Begehren eines Wegwerf-Verbots durch Betriebe nach französischem Vorbild. Auf vielen weiteren Ebenen sind also Veränderungen nötig; auf gesetzlicher Ebene, in der Industrie, die genormte Möhren verlangt, und letztlich in unserem Konsumverhalten. Auch absurd festgesetzte Mindesthaltbarkeitsdaten bedürfen einer deutlichen Korrektur. Große politische Reformen sind überfällig, während foodsharing im Kleinen selbst mit behindernden Regelungen zu kämpfen hat: In einigen Städten sind sinnvolle Einrichtungen wie die beliebten Fair-Teiler, öffentlich zugängliche Regale und Kühlschränke zum Hinterlegen von Lebensmitteln, durch Auflagen eingeschränkt worden.

Eine ehrenamtliche Initiative kann nicht überall ansetzen – foodsharing hat für einige Aspekte der Lebensmittelverschwendung Lösungen gefunden.

PS: Möchtest du uns ganz einfach mit deiner Lieblings-App lesen? Schau mal hier... :)

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