Die neue Bundesregierung, allen voran der Bundeslandwirtschaftsminister Cem Ozdemir, haben sich viel vorgenommen. Es braucht mehr Tierwohl, mehr Biolandwirtschaft und zudem deutlich weniger Pestizide. Lassen sich diese Vorhaben trotz aktueller weltpolitischer Lage und den konstant steigenden Lebensmittelpreisen noch durchalten?
Der Druck auf das Reformvorhaben wächst. Die Ukraine gilt als eine der Kornkammern der Welt. Fällt diese weg, wie es derzeit der Fall ist, so steigen die Getreidepreise an und es drohen Hunger in vielen Teilen der Erde. Insbesondere die FDP fordert jetzt schnelles Handeln, die im Koalitionsvertrag ausgehandelte Agrarreform solle gestoppt werden und die Nahrungsmittelproduktion solle bedingungslos gesteigert werden. Anstelle weniger konventioneller Landwirtschaft sollen dessen Flächen deutlich erweitert werden.
Was ist das wahre Problem?
Ohne die wirkliche Lage zu hinterfragen scheint das in der Tat eine kurzfristige Lösung des Problems zu sein. Allerdings sind weltweit viele Experten anderer Meinung, denn die Forderungen der FDP führen deutlich am Ziel vorbei.
Das hat auch seine Gründe. Zu allererst, der Sommeranbau des Getreides läuft bereits und damit können keine genoptimierten Sorten oder ähnliches mehr ausgebracht werden. Der Zug ist bereits abgefahren und die Diskussion damit sinnlos und nichts weiter als Populismus. Die Erntemengen würden sich jetzt nicht mehr erheblich unterscheiden. Wie auch immer sie bewirtschaftet werden – ökologisch oder konventionell – der Effekt auf den Weltmarktpreis ist nicht mehr gegeben.
Fleisch ist die Lösung
Hinzu kommt, dass der größte Teil der Weizenproduktion an Tiere verfüttert wird und auf dem Umweg durch den Tiermagen sehr viele wertvolle Kalorien verloren gehen. Will man also Hunger stoppen und Lebensmittel für alle zur Verfügung stellen, so sollten die Getreideströme umgelenkt werden. Damit liegt der entscheidende Hebel beim Fleisch und nicht bei der Produktion von Getreide.
Dieser Meinung sind auch 638 internationale Wissenschaftler. Sie alle haben gemeinsam eine Erklärung unterschrieben, in der die fordern das Konsumverhalten zu hinterfragen und weniger tierische Produkte zu konsumieren.
Das ist der Weg
Eine sinnvolle Maßnahme wäre es den Preis von tierischen Produkten gezielt zu erhöhen. Damit würden zwei Effekte ausgelöst: Erstens würde mehr Getreide für den Menschen übrigbleiben und damit der Hunger weltweit reduziert. Zweitens würde dem Klima ein wichtiger Dienst erwiesen, da die Produktion von tierischen Produkten zu den größten Klimaschädlingen gehören.
Leider scheinen langfristig sinnvolle Lösungen bei kurzfristig denkenden Menschen nicht so viel Gehör zu finden. Wenn Cem Özdemir sein Vorhaben weiterhin durchsetzen möchte, dann braucht es viel Überzeugungsarbeit und Standfestigkeit. Wir wünschen ihm viel Erfolg!