Bewegungsmangel in deutschen Familien

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Der Sport. Für die einen ein geliebtes Thema, die anderen hassen ihn mehr als die Pest. Oft wird der Grundstein für entsprechende Vorlieben schon in der Kindheit gelegt. Eltern können Vorbilder sein, oder der Spaß im Sportverein, genauso wie man wegen Ausgrenzung jegliche Lust auf das Thema verlieren kann. Viel wichtiger aber als Leistungssport ist eine tägliche Bewegung im Alltag. Da geht es um Treppen steigen statt Aufzug, mit dem Fahrrad fahren statt mit dem Auto oder einfach mal eine Runde spazieren gehen.

Langzeitstudie bemängelt: weniger Bewegung bei den Kindern

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt eine solche tägliche Bewegung von 150 Minuten pro Tag für Erwachsene zwischen 18 und 64 Jahren. Für Kinder und Jugendliche von 3 bis 17 Jahren werden 60 Minuten körperliche Betätigung empfohlen. Gerade für Kinder ist eine ausreichende tägliche Bewegung gesund und fördert die motorische Entwicklung altersgerecht. Doch gerade in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen findet nicht ausreichend Bewegung statt, wie eine Langzeitstudie des Motorik-Moduls als Zwischenergebnisse heraus brachte. Das Motorik-Modul ist ein Teil der großen KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts, die seit 2003 eine umfassende und bundesweit repräsentative Forschung über die Gesundheit deutscher Kinder und Jugendlichen durchführt.

Schon in der ersten Folgebefragung der KIGGS-Studie von 2009-2012 konnte im Bereich der körperlichen Aktivitäten ein deutlicher Mangel festgestellt werden. So war lediglich ein Viertel der Kinder und Jugendlichen täglich 60 Minuten körperlich aktiv und die tägliche Bewegung nahm mit zunehmenden Alter ab. Die neuen Ergebnisse bestätigen außerdem einen Trend nach unten der allgemeinen körperlichen Aktivität in der Altersgruppe. In den letzten 12 Jahren sank diese um stolze 37 Prozent, das entspricht etwa 31 Minuten weniger Bewegung pro Woche. Ausgewertet wurden alle drei Jahre Daten von bis zu 6200 Kinder und Jugendlichen.

Bewegung im Alltag fehlt

Warum das so ist bleibt aktuell noch offen. Die Studienleiter konnten zumindest feststellen, dass es keinen direkten Zusammenhang zwischen dem Medienkonsum und der körperlichen Aktivität gab. Es war also nicht so, dass Kinder die gerne zocken, surfen oder soziale Medien nutzen zwangsläufig weniger tägliche Bewegung hatten. Dennoch halten die Forscher den Medienkonsum noch lange nicht für harmlos. Sie können sich beispielsweise vorstellen, dass die hohe Sitzzeit vor dem Bildschirm ein unabhängiger Risikofaktor für Zivilisationskrankheiten sein könnte.

Interessanterweise sind aber heutzutage mehr Kinder und Jugendliche Mitglieder in Sportvereinen, so viele wie nie zuvor. Es scheint aber an der Alltagsbewegung zu mangeln, so die Vermutung. Kinder spielten heute weniger im Freien als früher, man träfe sich weniger am Sportplatz oder zum Toben oder Ballspielen. Außerdem würden Kinder heute häufiger mit dem Auto zur Schule oder anderen Freizeitaktivitäten gefahren, nennen die Forscher als mögliche Gründe.

Mädchen als Jugendliche am wenigsten aktiv

Wie schon in der KIGGS Befragung von 2009 hervorgeht gibt es immer noch einen deutlichen Geschlechterunterschied wenn es um die Bewegung geht. Mädchen, insbesondere Mädchen mit Migrationshintergrund, schneiden deutlich schlechter ab als Jungen. Jungen sind ebenso häufiger täglich für mindestens 60 Minuten körperlich aktiv als Mädchen und ebenso deutlich regelmäßiger. In den Ergebnissen der KIGGS-Studie konnte damals festgestellt werden, dass die Unterschiede aber erst ab 11 Jahren zum Ausdruck kommen und am stärksten im Alter von 14-17 Jahren ausgeprägt sind. Nur 4 Prozent der Jungen bewegen sich in diesem Alter täglich zu wenig, wohingegen 14,8 Prozent der Mädchen einen Mangel an täglicher Bewegung vorzuweisen haben.

Erwachsene sind in etwa gleich viel aktiv

Als Erwachsene ändert sich das Bild glücklicherweise aber wieder. Laut Selbstangaben für eine Studie von 2014/15 erreichen fast die Hälfte beider Geschlechter die empfohlenen 2,5 Stunden pro Woche an aerober körperlicher Aktivität. Etwa ein drittel aller Frauen und Männer erreichen ebenso die Empfehlungen der WHO von muskelkräftigenden Aktivitäten zweimal pro Woche. Sicher, da wäre auf beiden Seiten noch Luft nach oben, dennoch scheint sich der Trend zu einer Aufmerksamkeit für die eigene Gesundheit zu entwickeln. Viele Menschen entdecken erst später im Leben ihre Leidenschaft für bestimmte Sportarten, da in der Schule und im jugendlichen Alltag einfach kein Platz mehr war für anderes. Übrigens wird der verlängerte Schultag auch oft als Grund für mangelnde Bewegung im Alltag genannt. Wer kennt das nicht? Am späten Nachmittag kommt man endlich von der Schule nach Hause, hat noch mindestens zwei Stunden Hausaufgaben vor sich und muss dann noch für eine Prüfung lernen. Sport, so gut er auch tut, bleibt da oft auf der Strecke. Für eine gesunde Lebensweise ist er dennoch unverzichtbar, denn er macht neben dem Essen einen beträchtlichen Teil für unser physisches und psychisches Wohlbefinden aus und schützt uns – in Maßen – effektiv vor kardiovaskulären und entzündlichen Krankheiten.

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