Gesundheitsminister auf der Seite der Zuckerlobby

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Ein übermäßiger Konsum von Kalorien hat dazu geführt, dass in Deutschland bereits über die Hälfte aller Menschen übergewichtig sind. Das belastet die Budgets der Krankenkassen und erzeugt obendrein einen nicht unerheblichen wirtschaftlichen Schaden. Eine der Hauptursachen dafür ist ein zu hoher Zuckerkonsum. Dagegen könnte man mit einer Zuckersteuer etwas tun, stattdessen setzt unser Gesundheitsminister Herr Spahn von der CDU auf Freiwilligkeit. Was das bringt, haben wir in der Vergangenheit oft genug gesehen.

Wirtschaft für Anfänger

Wer im Wirtschaftsunterricht aufgepasst hat, der hat gelernt, „Steuern“ haben ihren Namen nicht zu Unrecht. Mit ihnen lässt sich nämlich „steuernd“ eingreifen. So könnte das auch im Falle einer Zuckersteuer gehandhabt werden. Der erhoffte Effekt wäre folgender: Durch einen Aufpreis auf zuckerhaltige Lebensmittel, wie etwa Cola oder Schokolade, würden diese Produkte teurer, was dazu führt, dass diese weniger gekauft werden oder die Hersteller ihre Rezepturen ändern. Das wiederrum hätte zur Folge, dass die Menschen weniger Zucker und damit auch weniger Kalorien zu sich nehmen. Als Resultat würde sich das Problem mit Übergewicht zumindest nicht noch weiter verschlimmern.

In einem Interview gegenüber der Apotheken Umschau hat unser Gesundheitsminister zur Zuckersteuer allerdings gesagt, dass „Steuern hier nicht der richtige Weg“ seien, denn „sie würden die Falschen treffen“. Wer sind denn die Falschen? Wer sollte denn besser mehr Zucker zu sich nehmen? Ganz insgesamt ist der Zuckerkonsum in Deutschland deutlich höher, als es für eine gesunde Ernährung förderlich ist. Sollte es nicht die ureigenste Aufgabe eines Gesundheitsministers sein die Gesundheit des Volkes zu schützen?

Freiwilligkeit führt zu nichts

Anstatt einer Zuckersteuer setzt Spahn lieber auf eine freiwillige Vereinbarung mit der Industrie. Wie erfolgreich derartige freiwillige Selbstverpflichtungen funktionieren zeigt sich im Falle unserer Automobilindustrie. Diese hat es nie auch nur ansatzweise geschafft ihre freiwilligen Vereinbarungen einzuhalten.

Wenn wir erneut an unseren Wirtschaftsunterricht zurückdenken, dann wissen wir, dass Selbstverpflichtungen am besten auf einheitlichen Märkten mit ganz wenigen Playern funktionieren. Unser Lebensmittelmarkt ist alles andere als einheitlich. Zudem gibt es einige sehr große internationale Konzerne und unzählige kleine und mittlere Hersteller. Auf eine Freiwilligkeit und damit auf den Guten Willen der Branche zu setzen ist damit vielleicht aller Ehren wert, jedoch mehr als unrealistisch. Das weiß wohl auch Herr Spahn.

Gesundheitsminister gegen die Massen

Natürlich ist es nicht im Sinne der Industrie mit einer Zuckersteuer geächtet zu werden. Dagegen wird mit vereinten Kräften an der Lobbyfront gekämpft. Es scheint so, als hätten sie einen mächtigen Kämpfer an ihrer Seite. Was passiert, wenn man einmal lobbyunabhängig arbeitet lässt sich an Chile beobachten. Eine Zuckersteuer würde die Industrie bei dieser Alternative wohl liebend gerne in Kauf nehmen. Vielleicht lohnt sich ein Blick über den Atlantik! Vielleicht bräuchten wir uns bei einer verbesserten Gesamtgesundheit der Bevölkerung um viele Dinge, die uns heute belasten, keine so große Gedanken mehr machen.

An gesunden Menschen ist leider viel zu wenig verdient. Es kann also nicht im Interesse von Pharmaunternehmen sein die Gesundheit in der Breite zu fördern. Mit viel Zucker verkaufen sich auch Lebensmittel deutlich besser. Mutig und intelligent wäre es, einen richtigen und wichtigen Schritt zu tun und an die Gesundheit der breiten Masse zu denken. Dies nicht zu tun, wäre entsprechend das Gegenteil…

Wir sollten aufhören an Symptomen zu arbeiten und stattdessen die Ursachen bekämpfen. Herr Spahn, sprechen sie doch einfach mal vermehrt mit unabhängigen Ärzten und nicht nur mit der Wirtschaft!

Bildquelle: Olaf Kosinsky / Wikipedia

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