Mit Cash-Crops in den Ruin

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Noch bis heute ermuntert die indische Regierung ihre Landbevölkerung auf sogenannte Cash-Crops, verkaufbare Früchte, wie etwa Baumwolle, Zuckerrohr oder Soja zu setzen, anstatt auf ihrem Land für die eigene Ernährung zu sorgen. Die Folgen sind verheerend. Es gibt aber Organisationen, die sich dem entgegenstellen und einen Ausweg aus der Misere aufzeigen.

Selbstmord als letzter Ausweg

Lange Zeit versuchte man indische Bauern davon zu überzeugen, dass es besser und lukrativer ist, Früchte für den Export zu produzieren, anstatt sich um die eigene Ernährung zu sorgen. Moderne Sorten, beispielsweise Zuckerrohr, verhalfen auf diese Weise dazu, dass Indien zum größten Zuckerexporteur der Welt aufstieg. Diese neuen Sorten haben aber einen erheblichen Nachteil, sie verbrauchen bis zur Ernte Unmengen an Wasser. Reicht in den trockenen Landesteilen das Wasser aber nicht aus, so kommt es für die ohnehin arme Landbevölkerung schnell zu erheblichen Ernteausfällen.

Diese Dürrephasen dauern zum Teil jahrelang. Als Konsequenz müssen sich die Bauern hoch verschulden und sich in die Abhängigkeit von Banken und dubiosen Geldgebern begeben. Die Schuldenlast ist nicht selten so hoch, dass es für die Familien nicht mehr möglich ist diese zurückzuzahlen. Nicht selten ziehen vor allem die Männer daraus ihre persönlichen Konsequenzen. Inzwischen ist die Selbstmordrate unter den indischen Bauern signifikant gestiegen.

Die Kostenspirale dreht sich

Soja, Baumwolle oder auch Zuckerrohr sind aufgrund des hohen Wasserbedarfs aber für trockene Gegenden nicht geeignet. Sie werden dort jedoch bis heute über weite Landstriche hinweg angebaut. In vielen Gegenden gibt es keine Alternativen zu diesen Früchten: Monokulturen soweit das Auge reicht.

Monokulturen Baumwolle

In vielen Gegenden herrscht Baumwolle als Feldfrucht vor.

Hinzu kommt, dass die Landbevölkerung nie gelernt hat sparsam mit Wasser umzugehen. Wenn Wasser gebraucht wurde, dann hat man es aus dem Brunnen geholt. Das ging so lange gut, so lange man sich auf traditionelle, sparsame Obst- und Gemüsesorten konzentriert hat. Die für den Export produzierten Güter sprengen allerdings die Kapazitäten der Brunnen und sorgen dafür, dass diese regelmäßig austrocknen. In Zeiten von immer selteneren Niederschlägen aufgrund des Klimawandel verschärft sich die Situation noch zusätzlich.

Cash-Crop verursachen für die Bauern obendrein nicht unerhebliche laufende Kosten. Sie brauchen Düngemittel und Chemikalien zu wachsen. Diese verursachen letztendlich aber auch Krankheiten, die man vorher nicht kannte. In Ländern ohne flächendeckende Krankenversicherung werden die Kosten für die Gesundheitsvorsorge schnell für betroffene Familien zur Belastungsprobe. Auch Samen müssen jedes Jahr wieder von den Herstellern gekauft werden, da diese sich meist nicht selbst reproduzieren können.

Alles in allem begeben sich die Familien durch die Umstellung ihrer Landwirtschaft auf Cash-Crops in eine risikoreiche Abhängigkeit. So lange alles optimal funktioniert, können sie mit Mehreinnahmen rechnen. Sobald es jedoch zu Zwischenfällen kommt, sind diese schnell existenzbedrohend.

NGOs bringen die Hoffnung zurück

Es zeichnen sich aber langsam erste Erfolge ab. Sie sind noch gering, aber sie beginnen zu wirken. Nichtregierungsorganisationen nehmen sich der Landbevölkerung an und versuchen diese von alternativen Anbaumethoden zu überzeugen. Anstatt auf eine oder nur sehr wenige Sorten für den Export zu setzen, werden die Bauern, insbesondere die Bäuerinnen, darin geschult 20 oder mehr verschiedene Früchte anzupflanzen. Dabei liegt der Fokus auf wassersparende Sorten, welche perfekt für das jeweilige Klima geeignet sind.

Fällt dennoch die eine oder andere Ernte aus, so kann man sich mit Hilfe den verbleibenden Sorten seine Überlebensgrundlage sichern, ohne gleich in existenzielle Schwierigkeiten zu gelangen. Auch wird den Familien beigebracht sparsamer mit Wasser umzugehen und effiziente Bewässerungssysteme anzulegen.

Die Erfolge der Nichtregierungsorganisationen sind unübersehbar. Dort wo sie sich das Vertrauen der Landbevölkerungen erarbeiten konnten, dort hat sich die Armut inzwischen auch deutlich reduziert. Ein weiterer Effekt ist ein drastischer Rückgang der Selbstmordraten. Indem die Gewinne nicht mehr bei den Konzernen landen, ist den Bauern die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zurückgegeben worden.

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