Ehrliche Ökonomie – Lebensmittel sind zu billig

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Unsere Nahrungsmittel sind eigentlich zu billig, denn viele Kosten bei der Produktion von Lebensmitteln werden auf die Natur, andere Länder oder die nächste Generationen abgewälzt. Die Preisschilder in den Supermärkten spiegeln nicht die verborgenen Kosten der Produktion wieder. Damit lügen wir uns selbst in die Taschen.

Der Ökonom Volkert Engelsmann beschäftigt sich zusammen mit dem Agrarwissenschaftler Bernward Geier seit zwei Jahrzehnten mit diesem Thema. Nun haben sie ein Buch dazu herausgebracht mit dem Titel „Die Preise lügen“. In ihrem Buch beschäftigen sie sich nicht nur mit Methoden für ein „ehrliches Rechnen“, sondern präsentieren ebenfalls praxistaugliche Konzepte und neue Denkanstöße.

Konventionell ist immer teurer!

Wissenschaftliche Modelle zur Berechnung der verborgenen Kosten bei der Herstellung von Produkten sind bereits vorhanden. Beispielsweise wird der Ausstoß von Treibhausgasen berechnet oder die versteckten Wasserkosten. Oft passiert es, dass dann der biologische und faire Anbau im Vergleich zum konventionellen Anbau teurer dasteht. Aber dabei nicht enthalten sind Kosten wie die Belastung des Grundwassers und das Auslaugen der Böden durch die konventionelle Landwirtschaft, was zum Insekten- und Vogelsterben weltweit beiträgt. Die Wiedergutmachung solcher Umweltschäden ist deutlich teurer, als sie zu vermeiden.

In seinem Buch stellt sich Engelsmann folgende Frage: Wollen wir in einer Welt leben, in der diejenigen belohnt werden, denen es am besten gelingt, Kosten auf künftige Generationen, auf den Steuerzahler oder auf das andere Ende der Welt abzuwälzen? Eine provokative Frage, die wir uns alle jeden Tag stellen sollten. Unser Kassenzettel ist am Ende des Tages immer auch eine Abstimmung und gestaltet mit, wie die Welt weiter bewirtschaftet werden soll. Auch müssen wir diese Frage an den Staat weiter tragen, der wiederum aktiv werden muss. Steuervergünstigungen oder sogar Steuerbefreiung für Biolebensmittel, schlägt Engelsmann vor.

Subventionen neu überdenken

Durch den nahenden Brexit diskutiert die EU wieder stark über Neuverteilungen der Subventionen. Dennoch sollen weiterhin Direktzahlungen den größten Anteil des Budgets verschlingen: Gelder, die die Landwirte pro Hektar Boden bekommen, völlig gleich, wie diese bewirtschaftet werden. Diese Gelder gehören abgeschafft, finden auch die Wissenschaftlichen Beiräte für Agrarpolitik, Ernährung und gesundheitlichen Verbraucherschutz (WBAE). Stattdessen sollten Betriebe gefördert werden, die sich für Nachhaltigkeit, Tierwohl und Umweltschutz stark machen und damit zum Allgemeinwohl beitragen. Ob das letztendlich umgesetzt wird, bleibt fraglich.

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