Die Weltgesundheitsorganisation fordert, dass ungesunde Lebensmittel nicht an Kinder bewerben werden – und trotzdem machen es fast alle Hersteller, obwohl viele schon vor langer Zeit eine Selbstverpflichtung zum verantwortungsvollen Kinder-Marketing unterschrieben haben.
Die meisten Lebensmittel, die an Kinder beworben werden, sind ungesund
Wie viel Prozent der Lebensmittel, die an Kinder beworben werden, sind ungesund? 85 Prozent enthalten zu viel Zucker, Fett und/oder Salz, so das Ergebnis einer Foodwatch-Studie. Foodwatch glich die Nährstoffzusammensetzung von 283 Kinderlebensmitteln mit den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an ausgewogene Lebensmittel ab: 242 der untersuchten Produkte waren demnach ungesund und sollen laut WHO nicht an Kinder beworben werden.
Unilever zum Beispiel bewirbt sein „Frozen II“-Eis mit den Heldinnen aus dem Disney-Film und packt das Siegel „Responsibly Made for Kids“ unter deren Bild. So lockt das Eis Kinder an und wirkt vertrauenswürdig für deren Eltern. Doch Foodwatch zufolge steht hinter dem Siegel eine Initiative, die nur Produkte mit den „Highest Nutrional Standards“ an Kinder bewerben will – und sich damit auf die WHO beruft, die Eis-Werbung für Kinder aber ablehnt. Doch nicht nur Unilever bewirbt ungesunde Produkte: Laut Foodwatch machen 10 der 16 untersuchten Konzerne ausschließlich Werbung für ungesunde Produkte. In speziell für Kinder beworbenen Produkten wimmelt es nur so an bunten Farben, lächelnden Comic-Tieren und verspielten Produktformen.
Es hat sich trotz all der Selbstverpflichtungen wenig getan
Vor sechs Jahren hat Foodwatch schon einmal eine Studie zum Kindermarketing für Lebensmittel durchgeführt: 89 Prozent der Produkte waren damals nach WHO Maßstäben ungesund, also vier Prozent mehr. Dabei haben die Hersteller der untersuchten Produkte, darunter Nestlé, Danone und Unilever, alle bereits 2007 eine Selbstverpflichtung zu verantwortungsvollerem Kindermarketing („EU Pledge“) unterschrieben.
„Produkte, die an Kinder beworben werden, sind in erster Linie Zuckerbomben und fettige Snacks. Daran haben auch freiwillige Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie nichts geändert“, sagt Oliver Huizinga Kampagnendirektor bei Foodwatch. Die Verbraucherschützer kritisieren, dass die momentane freiwillige Reduktionsstrategie kaum Wirkung zeige. Sie verweisen auf dramatische Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der zufolge etwa jeder 5. Todesfall in Deutschland insbesondere von einer ungesunden Ernährung verursacht werde.