Deutlich zu viel Zucker enthalten alle Joghurts und mehr als neun von zehn Frühstücksflocken für Kinder. Selbst, wenn der Zuckergehalt wie vom Ernährungsministerium geplant reduziert wird, ändert sich daran wenig. Stattdessen sollten nur noch Produkte an Kinder beworben werden dürfen, die den empfohlenen Zuckergehalt einhalten, fordern Verbraucherschützer.
Joghurts und Frühstücksflocken für Kinder sind Zuckerbomben
Mehr als jedes fünfte Kind isst regelmäßig am Morgen Frühstücksflocken, jedes vierzehnte sogar mehrmals am Tag. Cini Minis, Frosties und Co. sprechen mit hungrigen Tieren, knalligen Farben und lächelnden Comic-Figuren besonders Kinder an. Werden Frühstücksflocken so für Kinder beworben, enthalten sie laut Max-Rubner-Institut fast doppelt so viel Zucker wie vergleichbare Produkte für Erwachsene.
Die Verbraucherschützer von Foodwatch sind in Filialen der sechs größten Supermärkte Deutschlands Aldi, Edeka, Kaufland, Lidl, Real und Rewe gegangen und haben dort insgesamt 110 Frühstücksflocken und Joghurts auf ihren Zuckergehalt überprüft. Das Ergebnis: Alle untersuchten Joghurts und neun von zehn Frühstücksflocken enthalten mehr Zucker als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für Kinderlebensmittel empfiehlt.
Sogar die Produkte mit am wenigsten Zucker enthalten noch zu viel
Eines der bekanntesten Produkte war auch die größte Zuckerbombe im Test: Die „Kellogg’s Frosties“ enthalten 37 Gramm Zucker pro 100 Gramm Flakes. Das entspricht 12 Zuckerwürfeln und ist mehr als doppelt so viel Zucker wie die WHO für Flocken empfiehlt. Am wenigsten Zucker war in den Frühstücksflocken „Rebelicious Schoko Dinger“, die zu 12,9 Prozent aus Zucker bestehen und damit als eine der wenigen Ausnahmen die empfohlenen 15 Gramm unterschritten.
Unter allen im Einzelhandel verkauften Joghurts für Kinder war kein einziges Produkt, das den Anforderungen der WHO entspricht. Die Richtlinie gibt nicht mehr als 10 Prozent Zucker vor, doch der zuckrigste Joghurt „Mars Mix mit Karamellsauce“ von Danone besteht zu einem Fünftel aus Zucker und selbst der Joghurt mit dem geringsten Zuckergehalt „Biene Maja Himbeere Joghurt“ von Bauer überschritt die Grenze der WHO.
Freiwillige Zuckerreduktion reicht nicht
Joghurts und Frühstücksflocken für Kinder sind eines der wenigen Produkte für die Ernährungsministerin Julia Klöckner in ihrer Zuckerreduktionsstrategie verbindliche Ziele mit den Herstellern ausgemacht hatte. Bis 2025 sollen Flocken ein Fünftel weniger Zucker und Joghurts ein Zehntel weniger enthalten. Doch laut Foodwatch reicht das bei Weitem nicht aus, sie haben nachgerechnet: Selbst damit wären noch 94 Prozent der Joghurts und 87 Prozent der Frühstücksflocken, die sie untersucht hatten, zu zuckrig. Um tatsächlich die Richtwerte der WHO einzuhalten, sollten die Hersteller nur noch halb so viel Zucker in die Flocken und nur noch ein Drittel in Joghurts packen.
Für Foodwatch ist es „der falsche Weg, Hersteller überzuckerter Kinderlebensmittel zur freiwilligen Senkung des Zuckergehalts zu bewegen“. Die Verbraucherschützer fordern, dass nur noch Produkte an Kinder beworben werden dürfen, die festgeschriebene Höchstgehalte für Zucker, Fett und Salz nicht überschreiten.