Nichtübertragbare Krankheiten (Non-communicable diseases, NCDs) wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs sind laut WHO aktuell für 86% aller Todesfälle und 77% der Krankheitslast in der Europäischen Region verantwortlich. Die Wahrscheinlichkeit an einer der NCDs zu erkranken hat man zum Großteil selbst in der Hand: eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Sport, nicht Rauchen, wenig bis keinen Alkohol und wenig Zucker konsumieren ist die grundsätzliche Faustformel dafür.
Während es inzwischen einige Präventionsmaßnahmen zu Tabak- und Alkoholkonsum gibt, bleibt der ungesunde Zucker noch außen vor. Daher findet man ihn, wenn man einmal darauf achtet, in wirklich vielen Lebensmitteln in erheblichen Mengen. Der Zuckerkonsum pro Tag sollte laut WHO maximal 10% der täglichen Kalorienzufuhr ausmachen, besser nur 5%. Das sind in etwa 25 Gramm was gut sechs Teelöffeln am Tag entspricht oder 250ml (!) Coca-Cola.
Steuern als Schlüsselrolle
Der Ruf nach einer Zuckersteuer als Präventivmaßnahme, wie bei Alkohol oder Tabak, wird daher immer größer. Kritiker befürchten aber, dass diese Steuer gerade Menschen mit wenig Einkommen und Bildung wirtschaftlich hart treffen würde. Eine Analyse aus den USA und dem UK widerspricht dieser Annahme nun. Die Daten dieser in „The Lancet“ veröffentlichten Studie zeigen, dass Haushalte mit niedrigem Einkommen häufiger mit Konsequenzen auf Preisänderungen reagieren, was zu einem geringeren Konsum solcher Produkte führt, was wiederum die Wahrscheinlichkeit an einer NCD zu erkranken erheblich reduziert. Für die Forscher ist daher klar: Steuern spielen eine Schlüsselrolle bei nicht-übertragbaren Krankheiten.
Aktuell stößt diese Steuer, trotz wissenschaftlicher Beweise, in Deutschland auf großen Widerstand, vor allem Seitens der Industrie. England hingegen hat seit April 2018 eine solche Steuer eingeführt, woraufhin viele Softgetränke Hersteller die Rezeptur ihrer Getränke änderten. Die Vorteile sind also offensichtlich. Sicher, einzig und allein damit bekämpfen wir nicht alle NCDs auf einmal. Dennoch wäre damit ein großer Schritt getan, der nicht wieder nur den Verbraucher in die Verantwortung nimmt, sondern auch die Industrie zwingt etwas zu verändern. Das finde ich mehr als begrüßenswert!