Der weltweite Boom der Bio-Lebensmittel

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Bio boomt in Deutschland. Und auch in anderen Ländern. Noch sind wir nicht der größte Verbraucher an Bio-Lebensmitteln, aber wir arbeiten uns dahin. Mehr als 10 Milliarden Euro gaben die deutschen Verbraucher für Bio-Produkte aus. Gemessen am gesamten Lebensmittelmarkt ist das noch nicht viel, hier geben wir 200 Milliarden Euro aus. Aber: Bio wächst rasant!

Mehr Nachfrage als Angebot

Leider kann dieser Hunger nach Bio-Lebensmitteln aktuell nicht aus regionalem Anbau gedeckt werden, daher boomt nicht nur Bio sondern auch dessen Import aus anderen Ländern. Gut jede zweite Möhre und jede dritte Kartoffel die hierzulande in Bio-Qualität verkauft wird, ist im Ausland gewachsen, bei Bio-Paprika sind es sogar 95 Prozent. Was bei Obst und Gemüse noch irgendwo verständlich ist – Bananen und Mangos wachsen hier eben nicht – ist bei Milch weniger nachvollziehbar. Rund ein Viertel der Bio-Milch kommt aus Dänemark und Österreich. Es herrscht zu viel Nachfrage bei zu wenig Angebot – und das nicht nur in Deutschland.

Frankreich, Schweden und Amerika haben das gleiche Problem, während in Italien, Spanien oder China kaum Bio gekauft wird. Dafür wird dort umso mehr davon produziert und anschließend an uns verkauft. Vor allem in den Supermärkten und Discountern wächst das Bio-Angebot stetig. Rewe hat 2016 nur mit Bio-Lebensmitteln rund eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaftet. Damit steigt der Druck auf die Zulieferer die Preise zu senken. Aber die Biomarktketten wie Alnatura wehren sich dagegen, sie zahlen Bauern beispielsweise eine Umstellungsprämie auf Biolandwirtschaft verknüpft mit der Bedingung nur an Alnatura zu liefern und damit die Preise stabil und fair zu halten. Die bekannte Bio-Marke Rapunzel setzt sich ebenfalls dafür ein den Preiskampf nicht den Discountern zu überlassen. Sie garantieren den Bauern, dass sie ihnen alles abnehmen, was sie produzieren. Überschüssiges wird weiter verkauft.

Bio-Anbau muss vielerorts noch gelernt werden

Gerade weil Bio so boomt gibt es leider auch das Risiko für Missbrauch innerhalb der Bio-Qualität. Das deutsche Bio-Siegel ist klar definiert und gut kontrolliert, wird nun Ware aus dem Ausland importiert muss diese den Kontrollen stand halten. Dort wird aber oft eher lasch kontrolliert oder sich eher weniger an die Bio-Standards gehalten. Das Resultat sind unerlaubte Rückstände von Pestiziden oder die Vermischung mit konventioneller Ware. Der große Bio-Importeur Biotropic hat deswegen eigene Argraringenieure in Afrika, Süd- und Mittelamerika sowie in Südeuropa, die permanent auf den Feldern unterwegs sind und kontrollieren. Leider dürfen diese die Bauern nicht beraten, wobei sie genau diese Hilfe benötigen würden, um die Umstellung auf Bio-Produktion zu schaffen. Wo früher einfach Pestizide gespritzt wurden müssen nun andere Wege gefunden werden und auch Grundlagen, wie der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, müssen wieder erlernt werden.

Das hat aber auch sein Gutes. In den Entwicklungsländern erholen sich die Böden und die Bauern erzielen bessere Gewinne durch die höheren Preise. Da keine Chemikalien mehr eingesetzt werden dürfen schont es zudem die regionale und globale Umwelt. Denn oft wurden Pestizide falsch eingesetzt und entsorgt, weil viele Bauern weder lesen noch schreiben können. Nehmen die Bauern es mit den Bio-Richtlinien zu locker, kann es schnell schmerzhafte Konsequenzen für sie geben. In der Vergangenheit wurden schon Produzenten wegen Rückständen von verbotenen Mitteln auf der Ware ausgelistet.

Spanien hingegen leidet massiv unter dem Gemüse Anbau im großen Stil. Wie schon von mir berichtet, sind die Zustände dort katastrophal, davon ist die Bio-Ware nicht ausgeschlossen. Und weil das Gemüse vor allem in wasserarmen Regionen angebaut wird, sinkt der Grundwasserspiegel dort bedrohlich.

Ist eine Bio-Welt in Aussicht?

Die Ukraine und andere osteuropäischen Länder frohlocken hingegen. Der Ertrag dort ist gut, die Böden fruchtbar, die Löhne niedrig. Es braucht dort noch viel Nachhilfe im Anbau, Transport und Lagerung, aber trotz einiger Skandale befindet sich die Ukraine auf einem guten Weg.

Im großen und Ganzen steckt Bio aber noch in Kinderschuhen und zwar in trotzigen. Der Bio-Markt will sich nicht umkrempeln lassen vom Preisdruck und Discountern und ebnet daher den Weg zu nachhaltiger Lebensmittel-Produktion mit fairen Arbeitsbedingungen und Löhnen weltweit. Wenn das einen nicht optimistisch stimmen mag, was dann? Soll nochmal einer sagen, der Einzelne könne nichts tun. Jeden Tag haben wir mit unserem Einkauf die Wahl das zu unterstützen und damit unseren Beitrag zu einer nachhaltigen Welt zu leisten.

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