Im Alter wird man etwas dicker, so die gängige Ansicht. Oft liegt es daran, dass man sich in der Rente weniger bewegt oder durch körperliche Beschwerden den Sport einschränken muss. Auch das Essverhalten ändert sich meistens, jetzt hat man wieder Zeit für drei geregelte Mahlzeiten und gönnt sich auch am Sonntag das Stück Kuchen am Nachmittag. Doch nur daran, scheint es nicht zu liegen.
Übergewicht kommt vielfältig zu Stande
Sicher spielen einige Faktoren eine Rolle ob und wie übergewichtig eine Person wird. Teilweise geht man von genetischen Dispositionen aus, großteils aber läge es an der eigenen Verhaltensweise: zu viel Essen und zu wenig Bewegung. Aber es könnte noch einen bisher unbekannten Faktor geben, der allgemein erklären würde, warum das Abnehmen mit dem Alter immer schwerer wird – oder das Zunehmen leichter.
Das überschüssige Fett das wir aufnehmen wird, wenn alle Reserven aufgefüllt wurden, in so genannten Fettzellen oder Adipozyten gespeichert. Adipozyten sind allgemein ein interessantes Forschungsgebiet, da vor allem die Fettzellen am Bauch, das sogenannte Viszeral-Fett, hormonell aktiv ist und dadurch entscheidenden Einfluss auf unseren Stoffwechsel nimmt. Grundsätzlich kann man sagen, dass die Aufgaben der Adipozyten darin besteht gespeichertes Fett ab zu bauen und neues einzulagern und das kontinuierlich. Dieser Fettstoffwechsel kann schneller oder langsamer erfolgen, das ist bei jedem Menschen unterschiedlich.
Ist dick werden vorprogrammiert?
Forscher aus Schweden haben nun heraus gefunden, dass dieser Stoffwechsel im Alter erlahmt und das gespeicherte Fett schlechter abgebaut wird, was dann zu dem „im Alter dick werden“ Phänomen führt. Dazu hat das Forscherteam 54 Personen untersucht und im Verlauf von ca. 13 Jahren zweimalig Proben des Fettgewebes entnommen. Anhand des gemessenen Alters der Fettzellen konnten sie so feststellen, dass sich der Fettabbau mit zunehmenden Alter verlangsamt und zwar unabhängig davon ob die Person zugenommen hatte, das Gewicht halten konnte oder abgenommen hatte. Die Probanden die ihre Kalorienaufnahme in der Zeit nicht reduziert hatten, nahmen im Untersuchungszeitraum etwa 20 Prozent an Körpergewicht zu.
Auch wenn man diese Forschungsergebnisse mit Vorsicht genießen sollte, die Probandenzahl der Studie ist gering, könnten diese Ergebnisse das Geheimnis um das „dicker werden im Alter trotz gleicher Kalorienaufnahme“ erklären. Außerdem könnte die Erkenntnis, dass es Prozesse im Fettgewebe geben könnte die unabhängig von anderen Faktoren das Körpergewicht im Alter beeinflussen, zu neuen Behandlungsmethoden von Übergewicht führen. Wie relevant diese Ergebnisse in Zukunft sein werden ist nicht abzusehen. Tendenziell ist die Gewichtszunahme im Alter medizinisch weniger relevant als ästhetisch. Außerdem haben Patienten im hohen Alter eher mit Untergewicht als mit Übergewicht zu kämpfen. Dennoch könnten die Erkenntnisse als Stütze von Präventionsmaßnahmen dienen und so Übergewicht auch im Alter reduzieren und die damit verbundenen Komplikationen verringern. Eine gesunde und an den tatsächlichen Stoffwechselbedarf angepasste Ernährung wird so zur zentralen Aufgabe mit zunehmendem Alter. Je früher man sich also damit auseinander setzt um so besser!