Schlangen in heimischen Gärten

Umwelt / 5/5 (2) für diesen Beitrag

Nicht schlecht bin ich erschrocken, als sich direkt neben mir ein Schlange in meinem Garten räkelte und zischte. In freier Wildbahn habe ich in Deutschland Schlangen so noch nie gesehen. Das arme Tier hatte sich an einem Drahtgitter verfangen, so dass wir kurzerhand den Draht aufgezwickt haben, um die Schlange wieder zu befreien.

Welche Schlangen gibt es in Deutschland?

Natürlich habe ich die Schlange in meinem Garten fotografiert und im Internet nach ihr gesucht – eine Ringelnatter. Jetzt hat es mich aber interessiert, welche heimischen Schlangenarten in Deutschland existieren und ob man denn zwecks Giftigkeit aufpassen muss.

Heimische Schlangen:

  • Blindschleiche
  • Ringelnatter
  • Kreuzotter
  • Würfelnatter
  • Äskulapnatter
  • Aspisviper

Die Anzahl der Schlangenarten in Deutschland sind durchaus überschaubar. Auch sind sie in der Regel scheu und nur zwei der insgesamt sechs verschiedenen Schlangen sind giftig. Wir geben euch einen kleinen Überblick über jede der heimischen Schlangen.

Blindschleiche (Anguis fragilis)

Die Blindschleiche schaut zwar aus wie eine Schlange, ist genaugenommen allerdings eine Echse ohne Beine. Aufgrund der Körperform wird sie irrtümlicherweise gerne für eine Schlange gehalten. Eine Blindschleiche kann bis zu knapp 60 cm lang werden und ist einer der am meisten gesichteten heimischen „Schlangenarten“. Auch die im Verhältnis zu richtigen Schlangen eher langsamen und steif wirkenden Bewegungen verraten die Blindschleiche als Nicht-Schlange.

Giftig ist sie nicht, ganz im Gegenteil. Blindschleichen suchen gerne das Weite, und können nicht einmal richtig beißen. Auf Gegenwehr wird man bei Blindschleichen entsprechend nicht treffen, sie setzen eher auf Tarnung und ein Leben in Unsichtbarkeit. Deshalb sind Blindschleichen auch eher in den Abendstunden und am frühen Morgen auf der Jagd nach Nahrung. Zu ihrer Beute gehören im Speziellen Nacktschnecken, Regenwürmer oder auch Raupen.

Auch wenn der eigene Speiseplan überschaubar ist, so steht die Blindschleiche auf der Beuteliste zahlreicher Vogelarten sehr weit oben. Die Blindschleiche ist aber auch bei Igel, Fuchs, Hund, Katze und Marder sehr beliebt.

Die größere Gefahr für die Blindschleiche liegt allerdings beim Menschen. Ganz Allgemein wird der Lebensraum für die Blindschleiche knapper. Natürliche Verstecke werden seltener und auch landwirtschaftliche Flächen sind stark bearbeitet oder mit Pestiziden verunreinigt, weshalb dort regelmäßig Blindschleichen zum Opfer fallen.

Im deutschsprachigen Raum ist die Blindschleiche noch nicht stark gefährdet. Sie steht nichtsdestotrotz unter Artenschutz, was ein Fangen oder Verletzen solcher Tiere verbietet. Im Vergleich zu früher hat sich die Population bereits deutlich reduziert. Fängt man eine Blindschleiche, so kann diese ihren Schwanz abwerfen. Sie besitzt am Körper verschiedene Sollbruchstellen, was ihr das ermöglicht. Der Schwanz wächst zwar mit der Zeit langsam wieder nach, erreicht jedoch nicht mehr die ursprüngliche Größe. Diese Trick hat die Ringelnatter eventuell auch ihrem lateinischen Namen „Anguis fragilis“ (lat.: zerbrechliche Schlange) zu verdanken.

Ringelnatter (natrix natrix)

Meine erst letztlich im WirEssenGesund-Garten gesichtetes Schlangenexemplar war eine Ringelnatter. Wer einen Gartenteich mit dicht bewachsenem Uferzonen besitzt, hat einen perfekten Lebensraum für die Ringelnatter geschaffen. Sie liebt es sich dort zu verstecken und sucht im Wasser Kröten, Kaulquappen oder kleine Fische als Nahrung. Als Überwinterungsquartier dient dann die natürliche Wärme des Kompost.

Für den Menschen sind die meist grauen Tiere mit einer befleckten Oberseite vollkommen ungefährlich. Abgesehen davon, dass auch die Ringelnatter sehr scheu ist, ist selbst der Biss nicht gefährlich. Ringelnattern sind nicht giftig und es besteht keine Gefahr für uns.

Am besten lässt sich die Ringelnatter an den zwei halbmondförmigen, meist gelben Zeichnungen am Hinterkopf erkennen. Die Tiere werden in freier Natur etwa 20 bis 25 Jahre alt und erreichen eine Länge von bis zu 1,5 Metern. Die besonders großen und langen Exemplare sind meist Weibchen. Sie sind gerade während des Sommers gerne auf warmen Oberflächen aufzufinden, verschwinden bei Erschütterungen aber schnell wieder in ihr Versteck.

Im alten Volksglauben gilt die Ringelnatter als Glücksbringer. Ringelnattern im Garten und damit in der Nähe des Hauses sollen dieses mit all seinen Bewohnern bewachen. Speziell kleinen Kindern sollen die Tiere der Sage nach ein treuer Beschützer sein.

Kreuzotter (Vipera berus)

Die Kreuzotter ist eine von zwei giftigen Schlangenarten in Deutschland. Ihren Namen erhält die heimische Schlange wahrscheinlich von der auffälligen Maserung auf ihrem Rücken. Erkennen kann man eine Kreuzotter anhand der Zickzackmaserung auf dem Rücken und einem X oder V auf dem Kopf. Die Grundfärbung der Schlangenart unterschiedet sich zum Teil sehr, was es nicht möglich macht der Schlange eine einheitliche Farbe zuzuordnen.

Kreuzottern lassen sich in nahezu ganz Europa auffinden. Ihr erbreitungsgebiet reicht darüber hinaus noch bis weit nach Asien hinein. Damit hat die Kreuzotter von allen heimischen Schlangenarten das größte Verbreitungsgebiet. Dabei bevorzugt sie Lebensräume mit hohen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Folglich trifft man die Kreuzotter vor allem an Waldrändern und Waldschneisen oder Mooren und Heiden. Besonders aktiv ist die Schlange dabei bei Temperaturen von leicht über über 30°C, im Winter hingegen verfällt sie in eine 4 bis 8 monatige Kältestarre.

Zwar ist die Kreuzotter giftig, jedoch sehr scheu. In der Regel vermeidet sie Kontakt mit Menschen und flieht bei wenn sie gestört oder bedroht wird. Lediglich wenn sie sich in die Enge getrieben fühlt kann es zu Drohgebärden und zu Bissen kommen. Dabei richtet die Kreuzotter ihren Kopf nach oben, beginnt zu zischen und lässt ihren Kopf schnell nach vorne schnellen.

Eine Besonderheit der Kreuzotter unter den heimischen Schlangenarten ist die Art der Fortpflanzung. Sie brütet ihre Eier bereits im Mutterleib aus, wodurch sie bereits lebendige Nachkomen zur Welt bringt ohne vorher Eier zu legen.

Schlingnatter (Coronella austriaca)

Gerne wird die Schlingnatter von ihrer Optik und Färbung mit der Kreuzotter verwechselt. Sie ist von ihrer Erschienung her jedoch deutlich zierlicher als eine Kreuzotter und für den Menschen völlig ungefährlich.

Die Schlingnatter ist ein sehr wärmeliebende heimische Schlangenart. Man findet sie deshalb auch bevorzugt auf Geröllhalden, Trockenrasen, Mauern und Weinbergen.

Auch wenn die Schlingnatter nicht giftig ist, beißt sie wenn sie sich bedrocht fühlt. Mehr als Kratzer bleiben beim Mensch aber nicht. Allerdings kann es sein, dass die Schlange nicht gleich wieder loslässt und erst Kaubewegungen durchführt und wie alle Nattern scharf riechendes Sekret aus den Analdrüsen absondert.
Die Schlingnatter steht in vielen Ländern unter Naturschutz und darf aus diesem Grund nicht gefangen oder getötet werden. In vielen Gegenden sind die Bestände der heimischen Schlangenart bereits deutlich reduziert worden. Besonders ihrer Ähnlichkeit zur Kreuzotter macht der Schlingnatter zu schaffen. Dadurch wird sie oftmals Opfer von der menschlichen Schlangenangst, da viele denken auch sie wäre giftig.

Würfelnatter (Narix tessellata)

Von allen heimischen Schlangenarten ist die Würfelnatter die wohl Seltenste. Als wärmeliebende Wassernatter hat die Würfelnatter hierzulande nur wenige Habitate mit für sie guten Lebensbedingungen. Sie braucht buchtenreiche Ufer in Verbindung mit strukturreichen Unterwasserbereichen, welche sie noch an Teilen der Mosel, Nahe und Lahn. Aufgrund dessen gilt die Würfelnatter in Deutschland auch als „vom Aussterben bedroht“ und das obwohl die Tiere in freier Natur mit bis zu 26 Jahren sehr alt werden können. Die Würfelnatter stellt für den Menschen keine Gefahr dar und ist zudem auch nicht giftig. Man versucht auch derzeit aktiv das Verbreitungsgebiet wieder auszudehnen. Aus diesem Grund werden an anderen potentiell geeigneten Standorten wieder Exemplare ausgesetzt, in der Hoffnung, dass sie sich auch dort heimisch fühlen werden.

Äskulapnatter (Zamenis longissimus)

Die Äskulapnatter ist die wohl größte heimische Schlangenart, ist aber ungiftig. Es wurden bereits Exemplare mit über 2 Meter Länge gesichtet. Auch ist sie unbewusst einer der bekanntesten Schlangen. Der Äskulapstab ist bis heute das Zeichen der Mediziner. An ihm windet sich eine Schlange, nämlich die Askulapnatter, nach oben. Auch bei dem Zeichen für Apotheker wird der Kopf der Äskulapnatter als Wasserspeier der darauf abgebildeten Trinkschale verwendet.

In Deutschland findet sich die Äskulapnatter allerdings kaum noch. Sie ist an höhere Temperaturen gewohnt und deshalb eher im südeuropäischen Raum zu finden. Wenn überhaupt sind sie noch in Teilen des Taunus und in der Region um Passau zu finden.

Sie ist aber ein sehr guter Kletterer und aufgrund ganz besonderer Schuppen in der Lage senkrechte Bäume zu erklimmen. Im Vergleich zu anderen Schlangenarten ist sie auch tagaktiv. Zwar sind Äskulapnattern für den Menschen nicht gefährlich, jedoch werden sie aufgrund ihrer Größe oftmals dafür gehalten. Dieser Umstand wird ihnen leider oftmals zum Verhängnis.

Aspisviper (Vipera aspis)

Neben der Kreuzotter ist die Aspisviper die einzig giftige Schlangenart in Deutschland. Das Gift der Aspisviper ist allerdings nur halb so stark. Nichtsdestotrotz kann ein Biss unter Umständen tödlich sein, weshalb es dringend anzuraten ist Bisse im Krankenhaus mit einem Antiserum zu behandeln.

Allerdings existieren Aspisvipern lediglich in sehr kleinen Gebiet im Schwarzwald, weshalb es als eher unwahrscheinlich gilt, dass man tatsächlich eine zu Gesicht bekommt. Das Verbreitungsgebiet liegt eher in Italien und Südfrankreich oder einzelne Regionen in Nordspanien.

Übersicht der heimischen Schlangenarten

SchlangenartFarbeGrößegiftiggeschützt
BlindschleicheGräulich bis bräunlichBis zu 60 cmneinja
RingelnatterGräulich mit meist dunkler Fleckung an der Oberseite und gelben Zeichnungen am KopfBis zu 150 cmneinja
SchlingnatterGrau, graubraun, bräunlich oder rotbraunBis zu 80 cmneinja
WürfelnatterGrau, braun und Olivfarben (oben)
weiß bis gelb (unten)
Bis zu 100 cmneinja
Äskulapnattergelblichen Braun über Olivgrün und Graubraun bis Grauschwarz Bis zu 160 cmneinja
KreuzotterBraune (weibchen) bzw. dunkelgraues (männchen) Zickzackband auf dem RückenBis 70 cmjaja
AspisviperRotbraun, Orange oder Rostrot bis hin zu vollständigem Schwarz Bis 90 cmjaja

 

 

 

 

Letztes Update vom
Bewerte diesen Beitrag:

Wie denkst du darüber?

Frisch ins Postfach?