Seit November dürfen Hersteller den Nutri-Score offiziell auf ihre Produkte drucken. Bisher ist die Lebensmittel-Ampel nur eine freiwillige Kennzeichnung. Wirklich sinnvoll wird sie erst, sobald sie verpflichtend wird.
Darum ist der Nutri-Score die beste Kennzeichnung
Lange wurde der Nutri-Score blockiert: Man wolle ja den Leuten nicht vorschreiben, was sie zu essen hätten, so tadelte die Ernährungsministerin die Idee. Mittlerweile gibt sie sich als Unterstützerin der Nährwert-Kennzeichnung. Die Industrie dagegen versucht den Verbraucherschützern von Foodwatch zufolge immer noch die Kennzeichnung zu verwässern, indem sie mitbestimmen will, wie die Bewertung berechnet wird.
Die Vorteile des Nutri-Scores sind klar: Er ist schnell und einfach zu verstehen – und das ohne großes Vorwissen. Bestätigt hat das eine Studie im Auftrag des Bundesernährungsministeriums: 90 Prozent der Befragten hatten damals den Nutri-Score als „schnell und intuitiv verständlich“ bezeichnet. Im Supermarkt zeigt er mit seinem Ampel-Kennzeichnung auf einen Blick, wie gesund oder ungesund verarbeitete Lebensmittel sind: Ein grünes A steht für ein sehr ausgewogenes Nährstoffprofil, ein rotes E dagegen für ein sehr unausgewogenes. Wer wissen will, welche Alternative gesünder ist, müsste nicht mehr die Inhaltsstoffe durchgehen. Denn häufig unterscheiden sich scheinbare identische Produkte extrem: Oder wisst ihr, ob die Spinat-Tiefkühlpizza von Wagner oder doch die von Dr. Oetker gesünder ist?
Warum die Kennzeichnung verpflichtend sein sollte
Seit kurzem dürfen Hersteller den Nutri-Score auf ihre Produkte drucken, müssen das aber nicht. Was erst mal gut klingt, führt zu zwei Problemen: Findet sich nur auf einem von zehn Joghurts im Kühlregal eine Ampel, so wird die eigentliche Stärke der Kennzeichnung untergraben. Denn man kann die Produkte nicht schnell und einfach miteinander vergleichen, wenn nur wenige überhaupt gekennzeichnet sind.
Die Industrie darf zudem selbst entscheiden, auf welche Produkte sie den Nutri-Score druckt: Doch welcher Hersteller entscheidet sich für ein rotes Warnsignal auf der Packungsvorderseite seines Produktes? Zwar muss ein Hersteller spätestens nach zwei Jahren seine vollständige Produktpalette mit der Kennzeichnung versehen, doch gilt dies nur für eine Marke.
Die Verbraucherzentrale fordert daher: „Es braucht ein einheitliches, europaweites System, das für alle Hersteller Pflicht ist. Sonst droht ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Darstellungen, die beim Einkauf kaum helfen, Zusammensetzung und Inhaltsstoffe auf einen Blick zu bewerten und Produkte miteinander zu vergleichen.“ Mit der Einführung des Nutri-Scores ist ein erster Schritt getan, doch die Kennzeichnung sollte verpflichtend werden, sonst verliert sie ihren eigentlichen Zweck. Die Ernährungsministerin verweist darauf, dass dies auf EU-Ebene geschehen müsste. Das könnte noch mindestens bis Ende 2022 dauern. Dann will die EU-Kommission ein verpflichtendes europäisches Nährwertlogo für Lebensmittel vorschlagen.