Industrie macht Lebensmittel-Ampel zur Farce

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Seit Jahren kämpfen Verbraucherschützer für eine leicht verständliche Kennzeichnung von ungesunden Inhaltsstoffen auf Lebensmittelverpackungen. Da gab es vor über zehn Jahren mal eine geniale Idee: Die Lebensmittel-Ampel. Die Nährwertangaben der Kategorien Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz sollten je nach Menge im Produkt farbig hinterlegt werden: Wenig ungesunde Stoffe = grün, mehr ungesunde = gelb, viele = rot. Das versteht jedes Kind.

Warum wurde nichts aus der Lebensmittel-Ampel?

Nun, viele Nahrungsprodukte würden rot markiert werden, denn die genannten Inhaltsstoffe sind in vielen verarbeiteten Lebensmitteln im Übermaß vorhanden. Und so wurden Lobby-Verbände der Lebensmittelindustrie aktiv, sowohl auf europäischer Ebene als auch in der Bundesrepublik scheiterten die Vorstöße.

Nun ist die Lebensmittel-Ampel wieder da. Von der Industrie vorgeschlagen. Nanu? Späte Einsicht? Natürlich nicht. Wenn man sich das von Nestle, Coca-Cola und anderen Konzernen vorgeschlagene System genauer anschaut, wird die dreiste Täuschung deutlich. Zuckerschocker wie Nutella und Fettbomben wie Margarine strahlen nun im sanften Gelb, sogar mit Grün für Salz (Nutella) und oder für Zucker (Margarine). Der Trick ist simpel: Es werden nicht mehr wie damals die Mengen auf 100 g bzw. 100 ml berechnet, sondern auf viel kleinere Portionsgrößen. Wenn man von nur 15 g Nutella ausgeht, dann sind es natürlich nur wenige Gramm Zucker und Fett – auch wenn die braune Schmiere hauptsächlich aus diesen beiden besteht. Bei Margarine wird sogar nur auf 10 g gerechnet.

Ein System wird ad absurdum geführt

So wird alles konterkariert, was die Ampel eigentlich leisten soll: Sie ist nun kein Schutz vor Irreführung mehr, sondern leistet sie. Ungesunde Kalorienbomben erscheinen wie harmlose Genussmittel, sogar gesund können sie erscheinen. Firmen behaupten übrigens auch, genau dies fördern zu wollen: die gesunde Ernährung.

Auch wird hier eine positiv besetzte Idee ausgenutzt – etwa zwei Drittel aller Verbraucher wünschten sich nämlich die ursprüngliche Ampel in Deutschland.

Letztlich halten die Unternehmen aber gar nicht damit hinter dem Berg, wie sie betrügen. Sie haben ein Online-Tool zur Verfügung gestellt, mit dem man selbst Ampeln nach ihrem System berechnen kann. Die Portionsgröße ist hier aber frei wählbar. Wenn ich bei einer Portion von 100 g dann 20 g Fett angebe, leuchtet es rot auf. Wenn ich den Fettanteil prozentual nicht verändere, aber die Portion – also 2 g Fett auf 10 g Lebensmittel, dann leuchtet es grün. Nochmal: Der Fettanteil ist identisch!

Damit wird der Vorgang zur menschenverachtenden Farce.

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