Der Mythos der artgerechten Tierhaltung

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Der Abschied vom Fleischverzehr ist leider immer noch für viele Menschen undenkbar. Diejenigen, die lautstark verkünden, sie könnten nicht komplett auf den Konsum verzichten, haben es in der Regel allerdings auch gar nicht versucht. Eine beliebte Rechtfertigung: Man esse ja nur Biofleisch. Das ist ziemlich unwahrscheinlich, wenn man bedenkt, wie oft wir in Restaurants, Kantinen oder bei anderen Menschen essen, wo wir selbst also nicht über die Herkunft der Zutaten entscheiden. Was viel schlimmer ist: Selbst wenn es stimmte, besser ist es nicht unbedingt. Denn auch Bio-Kühe pupsen unvorstellbare Mengen Methan in die Atmosphäre, produzieren Gülle und kosten viel Energie und Wasser. Und: Auch der Mythos der artgerechten Tierhaltung kann getrost als Märchen bezeichnet werden.

Die Vorstellung ist, dass Tiere mit mehr Auslauf auch gesünder seien. Das wäre zumindest der wichtigste Indikator, dass die so genannte artgerechte Haltung den Tieren gut tut. Aber immer wieder zeigen Studien, dass genau dies nicht stimmt. Die Gesundheit der Tiere kann man wissenschaftlich feststellen. Und die Ergebnisse sind immer wieder eindeutig: Tiere in Biobetrieben leiden im selben Maße an Krankheiten wie die in konventionellen Betrieben.

Typische Beschwerden sind Lahmheiten, Parasiten, Geschwüre und Arthritis, bei Milchkühen natürlich Entzündungen des Euters. Und die kommen in Biobetrieben eben genauso häufig vor. Immerhin: Die Bandbreite ist sehr groß. In manchen Bio-Ställen werden sehr gesunde Tiere gehalten, und auch in der konventionellen Tierhaltung kann das der Fall sein. Woher kommt also diese Anfälligkeit?

Die EU-Öko-Verordnung hat Vorgaben wie Auslauf ins Freiland, mehr Platz im Stall und weiche Liegeflächen. Diese können tatsächlich eine Voraussetzung für Tiergesundheit sein, garantieren sie aber nicht. Es handelt sich um hochgezüchtete Tiere, die auf Fleisch- oder Milchproduktion hin optimiert worden sind. Masttiere sollen in kurzer Zeit viel zunehmen, damit sie möglichst schnell geschlachtet werden können. Mit der schnellen Gewichtszunahme sind die Tierkörper oft überfordert. Eine Folge ist Anfälligkeit für Krankheiten. Auch Bio-Kühe werden oft gemolken, was die Euter reizt und schnell zu Entzündungen führt. Auch unter Parasiten können Tiere sehr leiden, wenn die sich im Stall einnisten. Bio-Schweine sind deshalb häufiger von Spülwürmern befallen, weil diese sich im Stroh schneller einnisten als im Beton der Standard-Ställe.

Die Öko-Verbände wissen all das, aber viele Konsumenten sind sich dessen oft nicht bewusst. Dabei ist die Antwort so einfach: Der beste Tierschutz ist und bleibt der Verzicht auf Tierprodukte.

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