Nitratbelastung im Trinkwasser: Ein unsichtbares Problem

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Unser Leitungswasser ist laut Wasserwerken bestens kontrolliert und aufbereitet. Teilweise ist das Trinkwasser aus dem Hahn besser als gekauftes Wasser. In Deutschland gelten strenge Vorschriften und Grenzwerte für die Schadstoffbelastung im Wasser, dennoch kommt es zu Überschreitungen in manchen Trinkwassergebieten. Vor allem in Bundesländern mit vielen Mastanlagen und Milchkuhbetrieben, wie etwa Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern, wird der Richtwert von maximal 50 Milligramm Nitrat pro Liter Grundwasser oft nicht eingehalten.

Überdüngung der Felder bringt Nitrate ins Grundwasser

Schuld daran ist die Düngung der Ackerflächen, zum Beispiel mit den Ausscheidungen aus der Viehhaltung. Aber auch andere Düngemittel enthalten Nitrat. Bei zu viel Dünger auf dem Feld, entweichen Stickstoffverbindungen in die Atmosphäre oder werden als Nitrat in die Oberflächengewässer und Grundwässer ausgewaschen. Seit Jahren produziert die deutsche Landwirtschaft einen Stickstoffüberschuss von ca. 100 Kilogramm pro Hektar und Jahr! Das Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung ist zwar den Überschuss bis 2030 auf 70 Kilogramm zu reduzieren, aber das reicht nach Einschätzung des Umweltbundesamtes nicht aus um Boden, Wasser und Klima ausreichend zu schützen. Laut Umweltbundesamt muss der Überschuss auf 50 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr oder weniger sinken.

Die Auswirkungen von zu viel Nitrat

Zu viel Nitrat hat vielseitige, negative Auswirkungen auf die Natur und uns Menschen. Pflanzen benötigen Nitrat als Quelle für Stickstoff aus dem sie Eiweiß zum wachsen herstellen. Wird durch die Überdüngung Nitrat ins Grundwasser gespült gelangt überschüssiges Nitrat in Flüsse, Seen und andere Gewässer und regt entsprechend das Pflanzenwachstum unnatürlich an. Als Folge daraus verbrauchen zu viele Pflanzen zu viel Sauerstoff im Wasser und Fische und andere Tiere sterben.

Zudem wird das Klima belastet. Durch biologische Umwandlungsprozesse wird Ammoniak bei der Düngung freigesetzt, aus dem wiederum in der Atmosphäre teilweise Feinstaub und Lachgas wird. Beides trägt maßgeblich zum Klimawandel bei.

Auch für den Menschen kann die Aufnahme von zu viel Nitrat lebensgefährlich werden. Grundsätzlich sind Nitrate nicht schädlich für erwachsene Menschen, aber in hohen Mengen für Babys und Kleinkinder. Entwickelt sich Nitrat durch natürliche chemische Prozesse im Körper zu Nitrit, kann es dazu führen, dass das Blut der Kinder nicht mehr ausreichend Sauerstoff transportieren kann. Medizinisch spricht man dann von Blausucht. Es kann aber nicht nur Nitrit aus Nitrat entstehen, sondern auch Nitrosamine. Nitrit sowie Nitrosamine stehen im Verdacht krebserregend zu sein, weshalb auch Erwachsene vorsichtig sein müssen mit einer zu hohen Aufnahme von Nitraten. Empfohlen werden bei 60kg Gewicht nicht mehr als 222 Milligramm Nitrat am Tag.

Am Ende zahlt der Verbraucher

Deutsches Trinkwasser wird aus 69,1% Grundwasser, 15,6% Oberflächenwasser, 8,2% Uferfiltrat, 7% künstlich angereichertem Grundwasser und zu 0,1% aus sonstigen Ressourcen gewonnen. Die Belastung des Grundwassers ist also nicht gleichzusetzen mit der Belastung des Trinkwassers. Damit dieses aber die Grenzwerte einhalten kann, muss es von den Wasserwerken aufbereitet werden. Nitrate sind nur aufwendig aus dem Wasser zu filter und das kostet. Letztendlich sind das Kosten die der Verbraucher zu zahlen hat. Noch kann der Nitratgehalt meist durch Beimischung von unbelastetem Rohwasser und anderen Maßnahmen gesenkt werden, die technische Aufbereitung kommt aktuell nur in Einzelfällen vor. Sollte aber der Fall eintreten dass keine anderen Maßnahmen mehr greifen führt das voraussichtlich zu einem Kostenanstieg in einem Drei-Personen-Haushalt um bis zu 62 Prozent (laut Berechnungen des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft)! Das Umweltbundesamt rechnet mit einer Preissteigerung zwischen 32 und 45 Prozent für eine vierköpfige Familie. Das kann richtig weh tun im Geldbeutel.

Das muss getan werden!

Der Bund für Umwelt und Naturschutz fordert deshalb folgendes:

  • Sofortiger Dünge-Stopp in belasteten Gebieten, wenn der Grenzwerte von 50 Milligramm Nitrat je Liter Grundwasser überschritten wurde
  • Tierhaltung an die Fläche binden über das Konzept „flächengebundene Tierhaltung“, welches für eine bestimmte Fläche die maximale Zahl der Tiere bei ökologisch verträglicher Belastung benennt
  • Umbau der Tierhaltung hin zu umweltfreundlichen und tiergerechten Verfahren sofort beginnen, besonders in viehintensiven Regionen müssen die Tierzahlen reduziert werden
  • Abgabe auf Stickstoffüberschüsse als Anreiz zur Verminderung der Stickstoffdüngung
  • Einführung einer Stoffstrombilanz für alle wirtschaftlichen Betriebe zur Erfassung möglicher Stickstoffüberschüsse
  • Düngerecht nachbessern und Einhaltung der Vorgaben sicherstellen
  • Statt pauschaler Flächenprämien müssen gesellschaftliche Leistungen für Gewässer- und Umweltschutz, Biodiversität, Klima und Tierschutz gefördert werden

Ergänzend dazu sollte erwähnt werden, dass ein biozyklisch-veganer Anbau mit Humusboden aus Pflanzen keine überschüssigen Nitrate in die Umwelt bringt bei gleichbleibenden Erträgen wie mit nitrathaltigen Düngemitteln. Noch gilt eine Landwirtschaft mit Viehwirtschaft wegen der Düngung als absolut notwendig, ist sie aber neusten Erkenntnissen nach nicht. Wir als Verbraucher haben es somit auch in der Hand biozyklisch-veganen Anbau einzufordern, zu fördern und bevorzugt so angebaute Lebensmittel zu kaufen. Wenn schon nicht aus dem Grund, weil man vegan lebt, dann zumindest der Umwelt und unserer eigenen Gesundheit zu liebe!

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