Wie gefährlich ist Glyphosat wirklich?

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Das weltweit am meisten genutzte Herbizid heißt Glyphosat. Es wird seit Jahrzehnten zur Bekämpfung von Unkraut eingesetzt und ist vor allem in der Landwirtschaft weit verbreitet. Seit einiger Zeit wird jedoch heftig um die potentielle Gefahr der chemischen Verbindung für die menschliche Gesundheit diskutiert. Aber was ist an den Vermutungen dran?

Glyphosat zählt zur Gruppe der sogenannten Breitbandherbizide. Das heißt Glyphosat wirkt umfassend gegen jegliche Grünpflanze und sorgt demzufolge dafür, dass alle damit behandelten Pflanzen aussterben. Ausgenommen sind gentechnisch veränderte Pflanzen, die gegen ebenjenes Phosphat resistent gemacht werden können. Diese Möglichkeit macht die Verwendung so effektiv. Auch das wirtschaftliche Potenzial des Wirkstoffs ging an vielen Unternehmen nicht vorbei, sodass mit dem Pflanzenschutzmittel, das vorwiegend zur Unkrautbekämpfung genutzt wird, auch viel Geld verdient werden kann. In den vergangenen Jahren betrug der Umsatzanteil des meist verwendeten Herbizids regelmäßig über drei Milliarden US-Dollar. Hierzulande sind die größten Abnehmer Bauern, Winzer und auch die Deutsche Bahn, die das Pestizid gegen die Verkrautung des Schottbereichs der Gleise nutzt, um die Sicherheit für ihre Fahrgäste im Schienenverkehr gewährleisten zu können. Rund 3500 Tonnen des Pflanzenmittel-Wirkstoffs kamen 2018 in Deutschland zum Einsatz. Ein neuer Tiefwert, nachdem es zehn Jahre zuvor noch 7600 Tonnen waren.

Doch in den vergangenen Jahren wurden die kritischen Stimmen gegen die Nutzung von Glyphosat immer lauter. Unter Handelsnamen wie„Touchdown“ oder „Roundup“ wird der Wirkstoff weiterhin tonnenweise verkauft, obwohl er der Natur erheblichen Schaden zufügt. Die massenhafte Vernichtung von Ackerunkraut sorgt für Nahrungsengpässe und einem damit einhergehenden Rückgang der biologischen Vielfalt. Aber ist der flächendeckende Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden auch für den Menschen gesundheitsgefährdend?

So schädlich ist Glyphosat für den Menschen

Im Jahr 2015 stufte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC), die zur zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehört, das Breitbandherbizid Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend bei Menschen“ ein. An sich sehr beunruhigend, wenn man weiß, dass jeder Deutsche jährlich im Schnitt etwa 60 Kilogramm gentechnisches verändertes Soja zu sich nimmt, das hinweislich Glyphosatrückstände enthält. Entgegen der IARC behauptet die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) unterdessen 2017 gegenteilig, dass Glyphosat nicht krebserregend sei. Aber kann man wissenschaftlichen Ergebnissen trauen, die laut Recherchen von Agrarökonomen Michael Schmitz vereinzelt durch Monsanto finanziert wurden, die wiederum von dem Verkauf der chemischen Verbindung profitieren?

Das Problem der Studien, bei denen Glyphosat im Labor an Kleintieren getestet wird, ist die nicht vollständige Möglichkeit einer zweifelsfreien Übertragbarkeit auf den menschlichen Körper. Dennoch wurden bei den Tieren teilweise häufigere Krebserkrankungen, kürzere Schwangerschaftszeiten, Fehlbildungen oder Wirkungen auf das Hormonsystem festgestellt. Die IARC bestätigt zudem, dass für die Toxizität in Tier- und Zellversuchen „ausreichend Beweise“ vorliegen.

Warum wird Glyphosat dann noch genutzt?

Entgegen der Studien der Internationale Krebsforschungsagentur halten eine ganze Reihe von Instituten und Behörden den Wirkstoff für nicht krebserregend. Dazu zählen unter anderem das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), die europäische Chemikalienagentur (ECHA) sowie die US-amerikanische Umweltbehörde (EPA). Die unterschiedlichen Ergebnisse sind dabei durch grundsätzlich verschiedene Forschungsmethoden und Ziele begründet. Während die IARC untersucht, ob Stoffe generell toxisch sind, geht das Gutachten der BfR in ihrer Beurteilung von praxisnahen Konzentrationen aus, die im Alltag realistisch sind. Die IARC hat also festgestellt, dass generell eine Gefahr von Glyphosat ausgehen kann, das BfR will aber herausfinden, ob durch die aktuellen Nutzungsumstände ein tatsächliches Risiko für die Gesundheit ausgeht. Weil die Konzentrationen für den Endverbraucher aber im Regelfall sehr niedrig sind, kann man nach Angaben der eben genannten Institute annehmen, dass der Mensch im normalen Alltag keine schwerwiegenden Folgen durch die vorliegenden Mengen an Glyphosat befürchten muss.

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