Seit einem Jahr verkauft in Singapur das Start-up Eat Just Chicken Nuggets, die im Labor hergestellt wurden. Nächstes Jahr will Future Meat Technologies künstliche Fleischprodukte in Amerika verkaufen. In Europa ist das umstrittene „Clean Meat“ noch nicht zugelassen, die Verbraucherzentrale klärt dennoch schon mal darüber auf, ob es wirklich so sauber ist, wie der Name suggeriert – und ob es gesünder und umweltfreundlicher ist.
Das „Fleisch der Zukunft“ der Zukunft?
„Ist Laborfleisch die Zukunft?“, so betitelt die Verbraucherzentrale einen aktuellen Artikel über „Clean Meat“. „Clean Meat“ ist neben „kultiviertem Fleisch“ und „In-vitro-Fleisch“ einer der Namen, mit denen Fleisch, das künstlich im Labor gezüchtet wird, häufig benannt wird. Es wird immer wieder als „Fleisch der Zukunft“ bezeichnet, da es eine Möglichkeit sein könnte, Fleisch gesünder, nachhaltiger und ohne Massentierhaltung herzustellen.
Ist es gesünder?
Gegenüber konventionellem Fleisch könnte Laborfleisch einige gesundheitliche Vorteile haben, schreibt die Verbraucherzentrale:
- Fleisch im Labor herzustellen könnte dazu beitragen, dass die Zahl der Krankheiten, die von Tieren sowie durch den Verzehr von tierischen Lebensmitteln auf den Menschen übertragen werden, zurückgehen.
- Die kontrollierten Bedingungen im Labor sorgen vermutlich dafür, dass das Laborfleisch weniger Keime enthält. Im Fleisch aus dem Supermarkt finden sich häufig Keime: 2019 ging aus dem Jahresbericht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hervor, dass fast jedes zweite Stück Hähnchenfleisch mit dem Durchfallerreger Campylobacter belastet ist.
- Es werden vermutlich weniger Antibiotika eingesetzt als in der konventionellen Tierhaltung. Doch ganz ohne Antibiotika kommt die Laborfleisch-Produktion laut Verbraucherzentrale nicht aus, denn den Zellkulturen würden teilweise Antibiotika zugesetzt, um Infektionen zu verhindern. Wenn Laborfleisch unter sterilen Bedingungen hergestellt wird, dann könnte man sogar ganz auf Antibiotika verzichten.
Zudem könnten die Hersteller Laborfleisch gesünder machen, indem sie Nährstoffen zusetzen oder die Fettzusammensetzung optimieren.
Ist Laborfleisch umweltfreundlicher?
Noch ist es schwer abzuschätzen, ob die Herstellung von Fleisch im Labor tatsächlich umweltfreundlicher ist als die herkömmliche Fleischproduktion, schreibt die Verbraucherzentrale. Denn die Entwicklung von Laborfleisch steckt noch in einem frühen Stadium. Einige Start-ups wie Future Meats werben zwar bereits mit beeindruckenden Zahlen (99 Prozent weniger Land, 80 Prozent weniger Treibhausgase und 96 Prozent weniger Frischwasser), aber laut Verbraucherzentrale entspreche die These „Laborfleisch ist auf jeden Fall klimafreundlicher“ noch nicht der Wahrheit.
Es wird zwar deutlich weniger Landfläche verbrauchen. Doch wie hoch der Energieverbrauch und Treibhausgasaustoß sind, wird sich erst zeigen, wenn es zur Massenherstellung von Fleisch im Labor kommt. Die Verbraucherzentrale verweist daher darauf, dass eine überwiegend pflanzliche Ernährung die gesündeste und umweltfreundlichste Alternative ist.
„Clean Meat“ ist nicht ganz clean
Das als „sauberes Fleisch“ angepriesene Laborfleisch ist noch nicht immer ganz sauber. Ohne Tiere zu töten können zwar die Stammzellen entnommen und dann vervielfacht werden, doch für die Nährstofflösungen, in denen die Zellen dann gezüchtet werden, wird momentan meistens noch fetales Kälberserum genutzt. Dafür müssen Kälber getötet werden.
Die Verbraucherzentrale schreibt dazu folgendes: „Solange für das Nährmedium weiterhin Tiere sterben müssen, steckt damit auch in Laborfleisch Tierleid. In diesem Zusammenhang ist der Begriff ‚Clean Meat‘ unserer Auffassung nach irreführend. Er suggeriert eine tierleidfreie Fleischerzeugung und sollte daher nicht für Fleisch verwendet werden dürfen, das mit Hilfe von Kälberserum hergestellt wird.“
An pflanzlichen Alternativen zu fetalem Kälberserum wird gerade geforscht. Es gibt erste Hersteller, die ohne fetalem Kälberserum auskommen und tierfreie Nährmedien verwenden.
In der EU ist Laborfleisch noch nicht zugelassen
In Singapur verkauft das Start-up Eat Just bereits Chicken Nuggets, die im Labor hergestellt wurden. Future Meat Technologies will nächstes Jahr künstliche Fleischprodukte in Amerika verkaufen. In Europa ist Laborfleisch noch nicht zum Verkauf zugelassen. Da es als neuartiges Lebensmittel gilt, benötigt es eine Zulassung, die bisher noch keine Firma beantragt hat. Wenn das geschieht, dann prüft die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde (EFSA), ob die Produkte sicher sind.