Der Teufelskreis von Übergewicht und Stress

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Die westliche Zivilisation hat immer mehr mit Übergewicht und Adipositas und den damit verbundenen Folgeerkrankungen zu kämpfen. In Deutschland ist sogar schon mehr als jeder zweite Bürger übergewichtig und beinahe jeder vierte adipös, sprich fettleibig. Dabei macht es den Eindruck als würden immer mehr Menschen versuchen ihrem Fett den Gar aus zu machen; ich kenne kaum jemand der nicht im Fitnessstudio angemeldet ist oder ein Auge auf seine Ernährung hat oder beides. In den sozialen Medien ist Fitness ein hohes und beliebtes Gut, jeder möchte schlank und sportlich sein und es gibt überall Tipps und Tricks und Shakes und Vitamin-Pillen und Schlank-Macher. Trotzdem sagt der Trend nur eins: wir werden im Schnitt immer dicker.

Unser Hungergefühl hängt an vielen Faktoren

Aber warum eigentlich? Seit Jahren versuchen Forscher den Auslöser für Fettleibigkeit zu entdecken. Lange Zeit war daher das Hormon Leptin im Fokus von Studien. Leptin ist das Sättigungshormon, das ausgeschüttet wird wenn die Fettzellen gut gefüllt sind, genau hier wird das Hormon auch unter anderem gebildet. Man vermutete also, dass man durch die Gabe von Leptin das Hungergefühl ausbremsen kann, leider aber ohne Erfolg. Es stellte sich sogar heraus, dass gerade stark fettleibige Menschen einen hohen Spiegel dieses Hormons besaßen und trotzdem weiter zunahmen. Eine Resistenz hatte sich gebildet.

Neue Studien haben dennoch eine wichtige Erkenntnis über Leptin gewonnen, denn seine Funktion kann durch Sport wiedergewonnen werden und damit den Appetit wieder zügeln. Zu viel Leptin scheint also eher eine Ursache für Übergewicht zu sein als ein Heilmittel. Aber: Leptin könnte eine Alternative zu Insulin werden und so vor allem in der Behandlung von Diabetes Typ-1 zum Einsatz kommen. Es steht nämlich in direkter Wechselwirkung mit Insulin und kann unabhängig davon die Zuckerverwertung stimulieren ohne die Nebenwirkungen des Insulins. Klinische Studien sollen über diesen Mechanismus künftig noch bessere Erkenntnisse bringen.

Leptin hat aber, wie jedes Hormon in unserem Körper, einen wichtigen Gegenspieler der unseren Hunger überhaupt erst auslöst. Einer davon ist das das Molekül Neuropeptid Y (NPY) das unseren Appetit vor allem auf Kohlenhydrate anregt. Im normalen Tagesablauf steigen und sinken die Konzentrationen des Hormons und des NPY und steuern so unseren Appetit: wird mehr NPY als Leptin ausgeschüttet bekommen wir Hunger, essen wir dann steigt die Produktion von Leptin an und hemmt die Ausschüttung von NPY.

Was Stress mit uns macht

Unser Hungergefühl hängt aber nicht nur an dem Zusammenspiel dieser Faktoren. Was uns allen bekannt ist, dass wir in stressigen Situationen deutlich mehr und kalorienreicher essen. Warum das so ist, konnten Wissenschaftler des Garvan Institute for Medical Health in Australien jetzt nachweisen: ein gestresstes Gehirn produziert deutlich mehr Appetitmoleküle (also NPY) als ein Gehirn im entspannten Zustand. Die Ausschüttung von NPY wird tatsächlich im Hypothalamus, ein Bereich des Zwischenhirns, kontrolliert. Aber unter Stress schaltet sich zusätzlich die Amygdala in die Produktion von NPY mit ein. Die Amygdala ist eine Gehirnregion die für die Verarbeitung von Stress und Angst und anderen Emotionen zuständig ist. Haben wir also Dauerstress, produzieren wir viel zu viel NPY und als Folge werden wir nicht richtig satt.

Die Forscher haben dies im Tierversuch getestet. Sie gaben gestressten Mäusen nur hochkalorische Nahrung zu essen, woraufhin der NPY-Spiegel immer weiter anstieg. Die Versuchstiere futterten also noch mehr. Durch kalorienarme Kost konnte hingegen die Produktion von NPY in beiden Gehirnregionen gesenkt werden und die Gewichtszunahme verlangsamte sich. Interessanterweise befinden sich wohl an den Nervenzellen der Amygdala die NPY produzieren Insulinrezeptoren. Insulin wirkt eigentlich als Appetitzügler, welches nach dem Essen vom Körper ausgeschüttet wird und den Blutzuckerspiegel senkt indem es die Zellen dazu befähigt die Glucose aus dem Blut aufzunehmen. Sind die Zellen „satt“ wird an das Gehirn eine Art „Stop-Signal“ gesendet. Chronischer Stress plus eine kalorienreiche Ernährung bei den Mäusen lassen nun, laut den Versuchen der Wissenschaftler, den Insulinspiegel im Blut um das Zehnfache ansteigen als bei den Mäusen die sich normal ernährten.

Durch diese starke Erhöhung können die Nervenzellen der Amygdala desensibilisiert werden, so dass sie nicht mehr auf das Insulin reagieren. Die Folge ist eine erhöhte NPY-Produktion was zum Erhalt des Hungergefühls führt, weshalb die Mäuse mehr aßen und so dick wurden. Zusätzlich dazu verbrauchten die Tiere auch noch weniger Körperenergie. Normalerweise steigt die Körpertemperatur ein wenig durch hochkalorische Kost an, um die überschüssige Energie abzubauen. In Kombination mit Stress aber kehrt sich dieser Effekt um und der Energieverbrauch sinkt sogar.

Meditation gegen Übergewicht?

So blöd es klingt, aber laut dieser Erkenntnisse gibt es einen wichtigen Weg um der Fettleibigkeit entgegen zu wirken: Entspannung. Je weniger gestresst wir sind, desto weniger Hungergefühl entwickeln wir. Essen wir dann noch niedrigkalorisch und langsam und bewegen uns regelmäßig, muss man sich eigentlich keine Gedanken mehr um sein Gewicht machen. Das klingt jetzt einfacher als es ist – es sind definitiv noch mehr Faktoren an Gewichtszu- oder abnahme beteiligt – aber man darf diese Empfehlungen als Grundgerüst betrachten. Wie gut, dass inzwischen so viele Fitnessstudios auch Yoga und Pilates Kurse anbieten und man über Videos einfach von zu Hause aus Meditation lernen kann, denn das sind alles Möglichkeiten die nachweislich den Stress senken und Konzentration und Ausgeglichenheit fördern. Wer abnehmen will darf die Entspannung nicht vergessen, dann verzeiht einem der Körper die Packung Chips am Filmabend auch besser.

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