Ernährung sollte Unterrichtsfach werden

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Innerhalb der großen KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts wurde 2006 mit Erschrecken festgestellt, dass 15 Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig sind. Davon leiden 6,3 Prozent an Adipositas, gemessen am Body-Mass-Index. Auch unter den Erwachsenen hält der Trend zum Übergewicht an und begünstigt somit vermeidbare Krankheiten wie Diabetes-Typ-2, Bluthochdruck und kardiovaskuläre Erkrankungen.

Es Bedarf Aufklärung in der Ernährung

Jedes Jahr findet abwechselnd in Köln, Stuttgart oder Hannover die didacta statt. Die didacta ist eine Fachmesse und Weiterbildungsveranstaltung für Erzieher, Lehrer, Ausbilder, interessierte Eltern und all die, die mit Bildung beauftragt sind. Dieses Jahr tagte die Messe in Köln und das Thema Ernährung erhält frischen Aufwind! Viele Bildungsbeauftragte, Lehrer und Erzieher legen vermehrt Wert auf eine Aufklärung über unsere Lebensmittel und Ernährungsweise und zwar im umfassenden Maß. Kindergartenkinder sollen spielerisch mit dem Thema in Kontakt kommen, etwa durch Ausmalbücher oder Obst und Gemüse als Spielzeug. Von Anfang an sollen Kinder ein Körpergefühl für sich entwickeln und praxisorientiert erfahren wie Lebensmittel entstehen. Nur so können Heranwachsende eine Beziehung zu dem Thema aufbauen und es als schützenswert und wichtig erachten. Wer genau weiß, was alles passieren muss damit man am Abend ein Schnitzel essen kann und welche Folgen die Mahlzeit auf die Umwelt und den Klimaschutz hat, kann besser entscheiden wie er seine Ernährung gestaltet. Das ist das aufklärerische Ziel der engagierten Erzieher und Lehrer auf der didacta 2019.

Gesunde Ernährung fällt schwer

Ernährung sollte in der Schule einen ebenso hohen Stellwert haben wie Mathe oder Deutsch. Die frohe Botschaft: inzwischen tauchen immer mehr ernährungsbezogene Inhalte in schulischen Lehrbüchern auf, zum Beispiel im Fach Biologie, Ethik oder Mathematik. Dennoch kommen vor allem die ethischen Fragen und Umweltaspekte von Ernährung in der Schule viel zu knapp. Dass es um das Wissen um Lebensmittel und Ernährung tatsächlich eher schlecht bestellt ist, zeigte 2013 eine ernüchternde britische Studie. Dabei glaubte fast jedes dritte der befragten Grundschulkinder, dass Käse aus Pflanzen gemacht wird. 34 Prozent der Grundschüler und 18 Prozent der Schüler an weiterführenden Schulen glaubten, dass Nudeln aus Fleisch gemacht würden. Fast ebenso viele denken, dass Brot vom Tier kommt. Jedes vierte Grundschulkind meinte, dass Fischstäbchen aus Hühner-oder Schweinefleisch hergestellt werden.

Ob das in Deutschland ähnlich ausgefallen wäre? Vielleicht. Denn auch die Erwachsenen, dort vor allem die berufstätigen Deutschen, tun sich schwer mit einer gesunden Ernährung, obwohl das Wissen grundlegend vorhanden ist. Kein Wunder, so ist doch immer noch kalorienreiche, einseitige Nahrung kostengünstig, leicht zu haben und gut beworben. Selbst die Lebensmittel die für Kinder produziert werden sind alles andere als gesund, wie foodwatch im Kinderlebensmittel Report von 2012 berichtet. Hauptsächlich werden stark zucker- und fetthaltige Snacks beworben, die zwischen den Mahlzeiten genascht werden sollen. Gerade diese Zwischenmahlzeiten sind aber der Hauptgrund für das steigende kindliche Übergewicht. Zudem werden Kinder durch Spielzeugbeigaben, Comic-Figuren oder andere Idole auf den Packungen manipuliert, während die Eltern mit falschen Gesundheitsversprechen das schlechte Gewissen genommen werden soll. Von diesen Strategien versprechen sich die Firmen langfristige Kunden, denn im Kindesalter wird der Geschmack und die jeweiligen Vorlieben der künftigen Erwachsenen maßgeblich geprägt. Wer kennt das auch nicht? Mutter hat schon immer genau diese Gummibärchen gekauft, also greift man unbeirrt auch als Erwachsener zu.

Eine Schule macht’s vor

Die Lehrer und Schüler des Konrad-Duden-Gymnasiums in Wesel kämpfen vorbildlich dagegen an. In ihrer schuleigenen Lehrküche können Schüler kochen lernen und sich ausprobieren. Die Küche hat die Schule in einem Kochwettbewerb gewonnen und wird seitdem auch eifrig sogar auf der didacta genutzt: Schüler kochen für die Besucher. Zusammen mit Flüchtlingskindern ist zudem eine internationale Kochgruppe entstanden und auch die Lehrer scheuen sich nicht davor ihre eigenen Kochutensilien und Kochkünste mit ein zu bringen. Im Fach Hauswirtschaft lernen die Kinder dann spielerisch den Umgang mit Lebensmitteln, Hygiene und Geschmack. So können sie frühzeitig lernen auf ihre eigenen Bedürfnisse acht zu geben und wie man sogar aus einfachen Lebensmitteln ein tolles Gericht zaubert. Das Fach ist bei Jungen und Mädchen gleichsam beliebt und die Schule ein Vorzeigemodell für gut umgesetzten Ernährungsunterricht.

Es ist also alles da und möglich. Auf der didacta wurden sinnvolle Lehr-Materialien vorgestellt die aber auch von den Schulen angefordert werden müssen. Viel mehr Schulen bräuchten eine Lehrküche wie das Konrad-Duden-Gymnasium. Engagierte Lehrer und Schüler können also eine Menge erreichen und für einen besseren Stellenwert von Ernährung in der Schule einstehen.

Aufklärung schafft Mündigkeit

Ich hätte wahnsinnig gerne Hauswirtschaftsunterricht in der Schule besucht, auch freiwillig. Essen müssen wir nun mal mindestens einmal am Tag und was wir essen hat so wichtige und komplexe Auswirkungen auf unsere Umwelt und unsere eigene Gesundheit. Ich freue mich, wenn der Ansatz der auf der didacta vorgestellt wurde Einzug in unser Schulsystem halten würde. Es ist genau richtig Kindern und Jugendlichen zu erklären wie unser Essen entsteht und welche Auswirkungen das hat. Nur so können sie selbst mündig entscheiden wie sie ihren Teller gestalten. So etwas nimmt den Werbekampagnen von ungesunden Nahrungsmitteln den Wind aus den Segeln und ermutigt die heranwachsende Generation dazu sich für ihre eigene Gesundheit und den Erhalt unseres Planeten ein zu setzten. Sie tun es, so oder so, aber es könnten noch viel mehr werden.

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