Tee-Plantagen-Arbeiter müssen hungern und sind krank

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Rund 26 Liter Tee trinkt jeder Deutsche jährlich, doch der Genuss hat häufig einen unbemerkten, aber unerfreulich bitteren Nachgeschmack: In Assam, der größten Tee-Region Indiens, schuften die Arbeiter einer Oxfam-Studie zufolge unter katastrophalen Bedingungen und bekommen nur 1,4 Prozent vom Verkaufspreis – wohingegen die deutschen Supermärkte und die Teehändler rund 86 Prozent behalten.

Katastrophale Arbeitsbedingungen in Assam

Der meiste Tee, den es in Deutschland zu kaufen gibt, kommt aus Indien: 14.000 Tonnen Tee importieren wir jedes Jahr dorther, ein Großteil davon stammt aus dem indischen Bundesstaat Assam – der größten Tee-Anbauregion Indiens. Die Entwicklungsorganisation Oxfam hat auf 50 Plantagen in Assam 510 Arbeiter zu ihrem Arbeitsbedingungen befragt und dabei herausgefunden, dass die Menschen ausgebeutet werden: Die Arbeiter auf den Plantagen und in den Fabriken verdienen pro Tag zwischen 137 und 170 indische Rupien, umgerechnet 1,73 Euro bis 2,14 Euro, und weniger als die Hälfte dessen, was laut Oxfam in Assam für menschenwürdiges Leben notwendig wäre.

Doch der Hungerlohn ist nur einer der vielen Missstände auf Teeplantagen in Assam: Giftige Pestizide, fehlende Schutzkleidung und eine extreme Abhängigkeit von den Plantagenbesitzern gehören zum Alltag, häufig mangelt es an Toiletten und sogar sauberes Trinkwasser ist rar. Die katastrophalen Arbeitsbedingungen wirken sich auch auf die Gesundheit der Arbeiter aus: Fast jeder zweite Befragte leidet unter Cholera, Gelbsucht und Typhus.

86 Prozent des Umsatzes geht an die Supermärkte und die Teehändler – 1,4 Prozent an die Teearbeiter

Ein Paket Schwarztee mit 50 Teebeuteln kostet in Deutschland 3 Euro. Davon erhalten Supermarkt und Herstellern in Deutschland 2,60 Euro und die Zwischenhändler 20 Cent, 16 Cent gehen an die Plantagenbesitzer und die Arbeiter bekommen nur 4 Cent. Während die deutschen Supermärkte und die Teehändler rund 86 Prozent behalten, werden die Plantagenarbeiter in Indien mit einem Lohn abgespeist, von dem sich viele nicht mal genug zu essen kaufen können. Mehr als jeder zweite Befragte hungert. Weil sie nicht genug zum Überleben verdienen, erhält die Hälfte der Arbeiter Essenskarten von der Regierung, die nur an Familien unterhalb der Armutsgrenze ausgegeben werden.

Oxfam fordert Lieferkettengesetz

Nicht zum ersten Mal werden die katastrophale Arbeitsbedingungen auf den Teeplantagen aufgedeckt. Die deutschen Teeunternehmen und Supermärkte verlassen sich auf Zertifikate, doch viele der aufgeführten Menschenrechtsverletzungen geschehen auf solchen zertifizierten Plantagen, kritisiert Oxfam. Verbraucher können sich zu wenig auf die Zertifikate verlassen und es ist für sie nicht möglich herauszufinden, woher der Tee, den sie kaufen, stammt und unter welchen Bedingungen er angebaut wurde. Daher fordert Oxfam gemeinsam mit vielen anderen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen ein Lieferkettengesetz von der Bundesregierung. Dieses würde die Unternehmen in die Verantwortung nehmen, indem sie für Verstoße gegen Menschenrechte und Umweltstandards entlang ihrer Lieferkette haften.

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