Wenn Sie das Fleisch durch mindestens zehn Hände geben, jeder nimmt etwas weg und fügt wieder etwas hinzu. Am Ende haben Sie mit Sicherheit keine Ahnung mehr wo das Fleisch herkommt. Das Hamburger Abendblatt ist dem Weg des Fleisches mit Hilfe eines anonym bleibenden Branchenkenners nachgegangen.
1. Hand: Bauer
Der Weg des Fleisches beginnt meist ganz beschaulich auf einem mehr oder weniger kleinen Bauernhof irgendwo in Rumänien. Dieser schickt seine ca. 20-30 Tiere dann weiter…
2. Hand: Schlachter
…zu einem Schlachter, ebenfalls noch in Rumänien. Dieser bezieht etwa von zehn regionalen Bauern seine Tiere und gibt diese nach dem Schlachten weiter an…
3. Hand: Zerlegebetrieb
…einen Zerlegebetrieb, welcher nach dem Halbieren die Tier noch weiter zerteilt. Da die Mengen für den Export an Großkunden allerdings nicht genügt, kommt mit…
4. Hand: Aufkäufer
…dem Aufkäufer ein weiterer Partner ins Spiel. Er hortet das tiefgefrorene Fleisch von etwa 3-4 Zerlegebetrieben und schickt diese…
5. Hand: Transporteur
…mit Hilfe einer LKW-Spedition weiter auf Reisen. Bereits jetzt ist es eigentlich nicht mehr möglich zurück zu verfolgen von welchem Hof das einzelne Stück Fleisch kommt. Mit den LKWs wird das Fleisch…
6. Hand: Exporteur
…zum Exporteur gebracht, welcher es beispielsweise nach Deutschland verschickt. Dort wird es…
7. Hand: Importeur
…von einem Importeur übernommen und wieder in kleineren Mengen an…
8. Hand: Großhändler
…verschiedene Großhändler weitergegeben, welche es weiter zerlegen und…
9. Hand: Weiterverarbeitende Betrieb
…an den weiterverarbeitenden Betrieb verkaufen. Dieser mach dann eine lecker Lasagne oder Burger-Pads daraus, welche letztendlich…
10. Hand: Supermarkt
…im Supermarkt von…
11. Hand: Kunde
…den Kunden gekauft werden und die damit in den Genuss von vollständig anonymen Fleischbestandteilen kommen, die mehrfach neu zusammengewürfelt, immer wieder an den nächsten Betrieb weitergegeben wurden.
Das Problem wird seitens des Branchen-Insiders darin gesehen, dass abgesehen vom Kunden alle Stationen etwas an dem Fleisch verdienen wollen. Die gesamte Branche steht aber unter einem enormen Preiskampf. Folglich wird gerne von der Seite noch günstiges Fleisch zugekauft und da eignet sich Pferdefleisch generell sehr gut. Es sieht auf den ersten Blick aus wie Rindfleisch und man riecht auch keinen Unterschied. Selbstverständlich gäbe es Schnelltests, diese werden aber aus Kostengründen nicht angewendet.
Dabei wäre die Lösung des Problems ganz einfach. Man müsste nur die sämtlichen Zwischenschritte weglassen und als Großkunde direkt mehrjährige Verträge mit den Bauern am Ursprung der Kette abschließen. Das würde enorm an Kosten einsparen, weil nicht alle die Hände aufhalten könnten. Ganz nebenbei wäre das Fleisch unter der Kontrolle eines abschließenden weiterverarbeitenden Betriebes oder sogar der Supermarktkette, was die Qualität deutlich steigert, da das Fleisch nicht mehr ständig den Besitzer wechselt.
Allerdings würde auch die Verantwortung für die Ware in einer Hand bleiben… vielleicht will man das ja gar nicht?