Sauerkraut schreibt Weltgeschichte

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Sauerkraut kann Leben retten und hat die Geschichte der Menschheit durchaus beschleunigt. Ohne Sauerkraut hätten es viele Seefahrernationen, die Chinesische Mauer und auch das Deutsche Reich nicht zu ihrer damaligen Größe geschafft. Aber beginnen wir die Geschichte von vorne…

Wir Deutschen werden heute noch gerne etwas abfällig als „the Krauts“ bezeichnet, wer deshalb aber denkt, Sauerkraut sei eine deutsche Erfindung, der täuscht sich. Sauerkraut gibt es schon viel länger, als es Deutschland gibt. Bereits vor etwa 10.000 Jahren war das Trocknen und Salzen zum Haltbarmachen des Kohls bekannt. Es ist somit eines der ältesten Konservierungsverfahren der Menschheit.

Die Geschichte des Sauerkrauts beginnt

Man geht heute davon aus, dass die Chinesen einer der ersten waren, die es verstanden den gesäuerten Kohl herzustellen. Nach Überlieferungen war auch Sauerkraut eines der Hauptnahrungsmittel der unzähligen am Bau der Chinesischen Mauer beteiligten Handwerker. Sauerkraut war haltbarer als normales Gemüse und zudem enthält es für die harte Arbeit wichtige Vitamine und Nährstoffe. Im Einzelnen wusste man damals zwar noch nicht genau was sich alles im Sauerkraut befindet, die Erfahrung hat aber gezeigt, dass es der Gesundheit der Arbeiter gut tut. Die logistische Herausforderung bei einem derart riesigen Bau, wie der Chinesischen Mauer, liegt ja nicht nur darin das notwendige Baumaterial bereit zu stellen. Die Arbeiter mussten ja auch ernährt werden.

Vom damaligen chinesischen Reich soll das Sauerkraut dann mit den Tatarenstämmen nach Europa gekommen sein. Hier angekommen ist es vor allem in den zahlreichen Klostergärten kultiviert worden und erhielt sehr schnell Einzug in die traditionelle Medizin. Es dauerte nicht lange, bis Sauerkraut tatsächlich zu einem der wichtigsten Lebensmittel des Mittelalters wurde. Aber bereits die Römer und die Griechen nutzen schon vorher das Säuern von Kohl zum Haltbarmachen. Seinen wahren Weltruhm erlangte Sauerkraut aber erst einige Jahrhunderte später.

Sauerkraut schafft Weltmächte

Spätestens nachdem Kolumbus im ausgehenden 15. Jahrhundert Amerika entdeckte, brachen auch andere Nationen auf, die „Neue Welt“ für sich zu erkunden. Kolonien waren ein Zeichen der Größe und ganz nebenbei eine für damalige Zeit nahezu unerschöpfliche Einnahmequelle. Es ging um Gold, Gewürze und Tee. Diese Produkte waren so begehrt, dass bis dahin geltende Machtverhältnisse sich nahezu vollständig änderten. Waren es bis dato die alten Städte wie Rom und Alexandria, welche den Welthandel maßgeblich mitbestimmten, so mischten sich neue Mitspieler in deren Reihen. Es war der Aufstieg von Handelsstädten wie Lissabon, Barcelona, Amsterdam und London. Sie waren die neuen Handelszentren der großen Kolonialmächte. Durch ihre Häfen gelangten die wertvollen Handelswaren nach ganz Europa.

Ein großes Problem der Seefahrt war jedoch die ausreichende Versorgung der Seemänner mit Vitamin C. Viele starben damals an den Folgen von Skorbut. Eigentlich hat man Sauerkraut aufgrund seiner langen Lagerfähigkeit mit an Bord genommen, später erkannte man aber, dass es auch die gefürchtete Seefahrerkrankheit verhindern konnte. Damit hat Sauerkraut seinen Teil dazu beigetragen den Kolonialismus erst möglich zu machen.

Sauerkraut als Kriegswaffe

Damit war es aber noch nicht zu Ende mit der Geschichte des Sauerkrauts. Den Franzosen gelang es Anfang des 19. Jahrhunderts Sauerkraut in großen Fässern zu konservieren. Somit machte sich dies auch Napoleon für seine Feldzüge zu Nutze. Er führte unzählige Fässer Sauerkraut mit sich, um die Gesundheit und die Nahrungsversorgung seines Heeres zu sichern. Das schauten sich in den Folgejahren auch andere Nationen ab und Sauerkraut wurde auch in anderen großen Kriegen zum Standardmahlzeit vieler Heere.

Die Deutschen bildeten im ersten und zweiten Weltkrieg dort keine Ausnahme. Weißkohl konnte sehr einfach in großen Mengen angebaut werden und war zudem sehr preisgünstig. Damit konnten die deutschen Soldaten über lange Zeit ernährt werden. Im ersten Weltkrieg bekamen die Deutschen deshalb von den Briten auch ihren Spitznamen „the Krauts“ verpasst. Also erst lange Zeit nach der Erfindung des Sauerkrauts. Obwohl wir bei weitem nicht die Nation mit dem höchsten Sauerkrautverbrauch sind, sind wir doch bis heute „the Krauts“ geblieben.

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2 Kommentare


  1. Und wieder etwas dazu gelernt! Wer häts gedacht:) Interessant wären noch ein, zwei Sätze zu „… kultiviert worden und erhielt sehr schnell Einzug in die traditionelle Medizin..“ gewesen. Habe den Artikel mal meiner Freundin geschickt, die hätte gerne quasi zu jeder dritten Mahlzeit Sauerkraut 😀


    1. Hi, zu allererst freut es mich natürlich, dass dir der Artikel gefällt und er für dich informativ war.
      Die ein zwei Sätze zu den gesundheitlichen Vorteilen von Sauerkraut sind bereits in Planung 😉 Demnächst wird es einen eigenen Artikel über die Vorteile des Sauerkrauts geben!

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