Tönnies & Co. könnte eine Chance sein

Mensch und Gesellschaft / 5/5 (2) für diesen Beitrag

Der Skandal ist perfekt, das Coronavirus verbreitet sich scheinbar ungehindert in den deutschen Schlachtbetrieben. Wenn von neuen Ausbrüchen in den letzten Wochen die Rede ist, dann steckt da nicht selten ein Schlachtbetrieb dahinter. Dabei werden die vielfältigen Probleme der Branche alle nach und nach ans Tageslicht gebracht. Das ist eine Chance für die Politik sich mit breiter Brust der Fleischindustrie entgegenzustellen.

Man wusste es schon lange

Keiner der sich mit den Zuständen in der Fleischindustrie beschäftigt hat kann sich herausreden. Es ist bereits seit Jahren offensichtlich, dass zahlreiche Mindeststandards in der Branche schlichtweg nicht existieren. Selbst wenn das gesetzlich irgendwie im Rahmen einer Grauzone geschehen sollte und man die Schuldigen dafür nicht belangen kann, es ist zumindest moralisch mehr als verwerflich.

Weder das Leben von Tieren noch das Leben der eigenen Mitarbeiter scheint von Belangen zu sein. Es zählt lediglich Masse, Umsatz und schlussendlich Geld. Wenn Experten jetzt erklären, dass der Fleischpreis auch bei deutlich besseren Arbeits- und Wohnbedingungen sowie einem eingehaltenen Mindestlohn nicht signifikant steigen werden, dann weiß man wo das Geld bisher gelandet ist. In den Taschen der Tönnies und Wiesenhofs dieser Republik.

Es bringt aber nichts, die Schuld nur auf die anderen zu schieben. Am Ende sind es wir Verbraucher, die das billige Fleisch essen. Will man etwas ändern, dann muss man auch bei uns Verbrauchern ansetzen.

Wie kann man Menschen zum Umdenken bringen?

Wir sind es gewohnt tierische Produkte alltäglich zu essen. Warum ändert sich daran nichts, obwohl viele es besser wissen müssten? Fragt man Psychologen, wie just im Rahmen eines Interviews bei Deutschlandradio geschehen, so wird klar, es braucht Anreize, die uns bestärken, so dass der Verzicht auf Fleisch nicht als jener wahrgenommen wird, sondern als Bereicherung gesehen werden kann.

Immer noch wird Fleisch häufig als gesund und wichtig angesehen. Spätestens wenn Kinder vegan oder auch nur vegetarisch ernährt werden, werden Ängste frei, die jedoch in aller Regel unbegründet sind. Hinzu kommt, dass wir aus Tradition emotional an Fleisch gebunden sind. Seit unserer Kindheit werden Familienfeste mit Fleischkonsum gleichgesetzt. Tiere essen sind mit einem emotionalen und ethischen Konflikt verbunden.

Es gibt aber Möglichkeiten Menschen von weniger Fleischkonsum zu überzeugen. Neben dem steten Verweis auf das Tierwohl bräuchte es hierfür vermehrt Aufklärung über die ökologischen aber insbesondere auch die gesundheitlichen Folgen für jeden einzelnen. Demgegenüber sollte dann Aufklärung über die vielen Vorteile einer fleischfreien Ernährung einhergehen.

Negative Stereotypen in Bezug auf vegane Ernährung müssen aufgebrochen werden. Vegane Ernährung ist eben keine Mangelernährung und das Soja für Tofu ist definitiv nicht schuld an der Rodung der Regenwälder.

Was sollte die Politik jetzt tun?

Es braucht Aufklärung über die Nachteile über den Konsum von tierischen Produkten. Sowohl auf ökologischer, ökonomischer, tierethischer als auch gesundheitlicher Seite. Das würde mittelfristig auch der Volksgesundheit und damit den Kosten für das herrschende Sozialsystem entgegenkommen. Krankenkassenbeiträge könnten reduziert werden. Krankheitstage reduziert werden. Das Individuelle Wohlbefinden steigert sich. Unnötige Pfunde purzeln und das jahrelang ersehnte Traumgewicht kommt in greifbare Nähe.

Es bräuchte eine positive Kampagne für eine pflanzliche Ernährung von staatlicher Seite, so dass jeglicher Zweifel daran ausgehebelt werden könnte. Zusätzlich müssten aber auch Vergünstigungen und Subventionen der Fleischindustrie auf Null gesenkt werden. Wenn sich auf der einen Seite das Image für pflanzliche Ernährung verbessert, auf der anderen Seite dagegen der Fleischpreis erhöht, so gibt es eine realistische Chance, den Fleischkonsum in Deutschland deutlich zu reduzieren.

Mit der Schützenhilfe durch das Versagen von Tönnies und anderen wäre jetzt der richtige Zeitpunkt einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen. Dafür bräuchte es aber Mut und Stehvermögen. Ob das bei den Vorstehenden der entsprechenden Ministerien gegeben ist, das mag ich leider stark bezweifeln. Die Hoffnung stirbt zuletzt, es braucht einfach mehr Druck seitens der Öffentlichkeit.

Letztes Update vom

2 Kommentare


  1. Ich bin dafür dass niemand mehr Fleisch ißt . Fleisch ist kein Nahrungsmittel sondern ein kurzer Gaumenkitzel . Wir Menschen sind von Natur aus Pflanzenesser , unser Verdauungssystem ist entsprechend dafür ausgebildet . Kein Mensch braucht Fleisch oder Milch plus Milchprodukte . Alles ist pflanzlich zu haben und für den Menschen bekömmlicher und gesünder .
    Tiere als Nutztiere zu betiteln ist ein menschlich erfundener Ausdruck , mehr nicht . Tiere gehören nicht auf den Teller sondern in die Natur und vor allem in die Freiheit , damit meine ich alle Tiere auch Vögel und Katzen . Es heißt immer Wissen ist Macht , ich kann nur sagen das es nicht so ist , denn an Wissen hapert es sehr . Das Einmal Eins ist nicht alles .


  2. Interessanter Artikel! Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Meinung zu diesem Thema mitteilen. Ich hoffe, dass ich in Zukunft mehr aus Ihrem Blog lesen kann.

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